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in Gasanstalten gewinnt, und von denen man durch Wärme, unter Ab¬
schluß der Luft, den flammenden Theil abgesondert hat.
Dieser flammende Theil giebt ja das Leuchtgas und gleichzeitig den
Theer. Wenn deren Absonderung langsam unter der Erde durch die Wärme
des Innern erfolgt, dann erzeugt sich außer dem Leuchtgas, das an einigen
Stellen aus der Erde strömt und sogenannte ewige Feuer unterhält, das
theerartige Petroleum oder Erdöl, das im gereinigten Zustande
unsere Lampen füllt, ungereinigt aber in den Spalten der Felsen gleich dem
Wasser sich aufhält und mit diesem in Quellen zu Tage tritt.
Die Steinkohle, die so ihres flammenden Theiles beraubt wird, ver¬
wandelt sich in eine rauchlos brennende Kohle, den Anthracit, welcher
den Cokes gleich zu achten ist; darnach, wenn die begleitenden Gesteine
durch Alter wieder granitartig werden, in Neißblei oder Graphit,
das ist gewöhnliche Bleifedermasse, die nur aus reinem Kohlenstoff besteht,
und in einigen wenigen Fällen in Diamant, den härtesten völlig wasser¬
klaren Stein, der nicht im geringsten mehr an Kohle erinnert und nur noch
von dem Chemiker als solche erkannt werden kann.
141. Der preußische Edelstein.
Wie in anderen Gegenden nahe bei hohen Gebirgen Diamanten,
Rubine, Sapphire und auch das edle Gold vorzugsweise in Sand und
Lehm gefunden und aus denselben gewaschen werden, so findet sich auch in
ganz Norddeutschland, so weit der Boden aus diesen losen Massen besteht,
vom Meere bis an die Gebirge von Mitteldeutschland, ein schönes, gold¬
farbiges, durchsichtiges oder durchscheiniges, leichtes, aber doch ziemlich
hartes und daher einer schönen Politur fähiges Mineral, das man Bern¬
stein genannt hat, weil es von allen umherliegenden Steinen der einzige
brennbare ist.
Die Halbinsel Jütland und die dänischen Inseln, welche deutlich
nur eine Fortsetzung des norddeutschen Bodens bilden, enthalten dasselbe
Mineral auf völlig gleiche Weise.
Da nun an allen Meeresküsten die lockeren Erdmassen Sand, Lehm
und Mergel von den aufbrandenden Wellen benagt, zum Absturze gebracht
und dann von der steten Bewegung des Wassers geschlämmt werden, so
ziehen sich die leichten Lehmtheilchen als eine Trübung des Wassers nach
allen Seiten und fallen schließlich langsam als Schlamm zu Boden, der
Sand bildet den Strand und wird auf dessen Abhang durch den Rückzug
der Wellen geebnet, die Steine bleiben am oberen Rande des Sandes
liegen. Von den Steinen bleiben die leichtesten zu oberst, lind der Bern¬
stein, welcher fast schwimmt, wird daher von den Besuchern des Strandes
sehr leicht gefunden, auch wenn das gesammte Erdreich nur wenige
Stücke enthält.
In den ältesten Zeiten der Besiedelung des norddeutschen Bodens
war aber vorzugsweise die Küste bewohnt, weil Fische und besonders