50 
Unter Kaiser Karl V. drang der Ruf der Fuggerschen Reichtümer 
bis in das ferne Spanien, wo das Sprichwort entstand: „Er ist reich 
wie ein Fuggers Ja, der Kaiser selbst soll in gerechtem Stolz auf 
solche Untertanen, als ihm der königliche Schatz zu Paris gezeigt wurde, 
ausgerufen haben: „In Augsburg habe ich einen Leinweber, der das 
alles mit Gold bezahlen kann!" Hatte ihm doch auch, wie die Sage 
erzählt, dieser Leinweber, der Graf Anton, einen großartigen Beweis 
seines Reichtums gegeben. Dieser hatte einmal Karl V. eine ansehnliche 
Summe gegen Schuldverschreibung vorgestreckt. Als nun 1530 der 
Kaiser aus Italien nach Augsburg kam, kehrte er bei dem Grafen ein 
und entschuldigte sich, daß es ihm noch nicht möglich sei, die Summe 
wieder zu bezahlen. Ob es gleich Juni war, so war es doch kalte 
Witterung, und als dem Kaiser das Frühstück gebracht wurde, bemerkte 
dieser händereibend, daß er den Unterschied des italienischen und des 
deutschen Klimas doch ziemlich deutlich fühle. Fugger ließ auf der 
Stelle ein Kaminfeuer anzünden, legte einige Bündel Zimmetrinde auf 
das Holz, zog darauf des Kaisers Schuldverschreibung hervor und zündete 
die dünnen Zimmetrollen damit an. Eine Unze (3 g) Zimmet kostete 
zu jener Zeit in Deutschland zwei Dukaten. Dieser Vorfall ist indessen 
in der Geschichte nicht nachweisbar. Nach Denhard u. Grube. 
21. Lukas Kranach. 
(Geboren 1472, gestorben 1553.) 
Im Jahre 1519 wurde Lukas Kranach die ehrenvolle Stelle eines 
Bürgermeisters von Wittenberg übertragen, die er neben seinen Kunst¬ 
beschäftigungen zur allgemeinen Zufriedenheit verwaltete, bis er einige 
Jahre vor der Belagerung der Stadt aus eignem Antrieb sie niederlegte. 
Wahrscheinlich schloß sich auch damals das feste Band inniger Freund¬ 
schaft, das ihn von nun an lebenslang mit Martin Luther vereinte, der 
in jener Zeit mutig und kraftvoll den großen Kampf öffentlich begann. 
Lukas Kranach war der Vertraute aller Pläne und Handlungen dieses 
heldenmütigen Geistes; er vor allen beförderte durch Rat und Tat 
Luthers Verbindung mit Katharina von Bora und war auch bei der 
Verlobung und Vermählung dieses seltenen Paares als Zeuge zugegen; 
Luther hingegen nahm dafür auch seinerseits den herzlichsten Anteil an 
allen trüben und freudigen Ereignissen in Lukas Kranachs häuslichem 
Leben; sein Zuspruch war dem gebeugten Vater vor allem tröstlich, als 
Johann, Lukas Kranachs ältester Sohn, im Jahre 1536 in Italien starb, 
wohin er nach damaligem Gebrauch auf eine der dortigen hohen Schulen 
gesandt worden war. Und so strebten beide edle Männer, einander in 
den Stürmen des Lebens aufrecht zu erhalten. In der Entfernung 
suchten sie durch vertrauten Briefwechsel in ununterbrochener Verbindung 
zu bleiben, und immer fand jeder den andern zu größern oder kleinern 
Dienstleistungen in freudiger Bereitschaft. So z. B. verschaffte Lukas
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.