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Dem post Reuter verehrt zu dank
Den großen Willkomm, machts nicht langk.
Das Ganze umfaßt sieben Bogen in Quart. Den Anfang macht
die gegenseitige Begrüßung des Postreiters und des hinkenden Boten
Darauf beschreibt der Postreiter dem letzteren den Weg, den er gemacht
und die Länder, aus denen er Neuigkeiten mitbringt. Endlich werden
sie beide einig, daß der hinkende Bote zuerst die Ereignisse des Jahres
1588, darauf der Postreiter die des jüngst verflossenen Jahres be—
richten soll. Der Ton, in welchem das geschieht, ist ein vollkommener
Bänkelsängerton, wie er bei uns kaum noch auf Jahrmärkten und
Messen vor der bemalten Leinwand vernommen wird. So berichtet der
hinkende Bote z. B. von der Hinrichtung Maria Stuarts:
„Ein Königin aus Schottland gut
Mußt auch vergießen all ihr Blut,
In Engelland brach man den Stab
Der Kopf ward ihr geschlagen ab.“
Ausführlicher sind die Berichte des Postreiters. Er erzählt nicht
bloß, sondern mischt zugleich Betrachtung und Urteil ein. Daneben
fehlen freilich auch die Feuersbrünste, die Kometen, Mörder, Diebe und
ähnliche Neuigkeiten nicht, so daß das Ganze eine sehr bunte Zusammen⸗
stellung giebt.
Das Auftauchen wöchentlicher Zeitungen fällt erst in das
17. Jahrhundert. Im Jahre 1615 gab der Buchhändler Egenolph
Emmel die erste wöchentlich erscheinende Zeitung heraus, aus welcher
später das noch heute bestehende Frankfurter Journal hervor⸗
ging, so daß also dieses die älteste der jetzt erscheinenden Zeitungen ist.
Schon im Jahre 1616 folgte eine Nachahmung der Emmelschen
Zeitung. Der damalige Reichspostverwalter Johann von der Birghden,
der allerdings vorzugsweise im stande war, sich die neuesten Rach—
richten zu verschaffen, gab die „Frankfurter Oberamtszeitung“ heraus,
die ebenfalls noch erscheint, seit dem 1. April 1854 unter dem Namen:
„Frankfurter Postzeitung“. Andere Städte folgten dem Beispiele Frank—
furts ebenfalls bald nach; so Hildesheim im Jahre 1619, Herford im
Jahre 1630. In Leipzig wurde die noch jetzt bestehende „Leipziger
Zeitung“ im Jahre 1660 gegründet. Vorher erschienen auch in Leipzig
nur in unregelmäßigen Fristen herausgegebene „Fliegende Blätter“.
Auch die historischen Dichtungen, welche früher die Stelle der
Berichte und Leitartikel unserer heutigen Zeitungen vertraten, sind im
16. Jahrhundert sehr zahlreich. Die Menge derselben zeigt sich seit
dem Ende des 15. Jahrhunderts in stetigem Wachsen, sie erreicht ihre
Höhepunkte in den zwanziger und vierziger Jahren. Nach 1554 sehen
wir die dichterische Fruchtbarkeit, sowohl in Beziehung auf die Menge,