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Und zwischen den Trögen und den Halmen,
Unter währendem Käu'n und Zermalmen
Die stille Herde; ... das Glöcklein klingt,
Ein Luftzug das Läuten herüberbringt.
Und an dieses Teppichs blühendem Saum
Die lachenden Dörfer, ich zähle sie kaum:
Linow, Lindow, Rhinow, Gladow,
Beetz und Gatow, Dreetz und Flatow,
Bamme, Damme, Kriele, Krielow,
Petzow, Retzow, Ferch am Schwielow,
Zachow, Wachow und Groß-Bähnitz,
Marquardt-Uetz an Wublitz-Schlänitz,
Senzke, Lenzke und Marzahne,
Lietzow, Tietzow und Rekahne,
Und zum Schluß in dem leuchtenden Kranz:
Ketzin, Ketzür und Vehlefanz.
Und an deinen Ufern und an deinen Seen,
Was, stille Havel, sahst all' du geschehn?
Aus der Tiefe herauf die Unken klingen:
Hunderttausend Wenden hier untergingen.
In Lüften ein Lärmen, ein Bellen, ein Jagen,
„Das ist Waldemar,“ sie flüstern und sagen.
Im Torfmoor, neben dem Kremmer Damme,
Wo Hohenloh fiel, was will die Flamme?
Ist's bloß ein Irrlicht? Nun klärt sich das Wetter,
Sonnenschein, Trompetengeschmetter.
Derfflinger greift an, die Schweden fliehn
Grüß Gott dich, Tag von Fehrbellin!
Grüß Gott dich, Tag, du Preußenwiege.
Geburtstag und Ahnherr unserer Siege,
Und Gruß dir, wo die Wiege stand,
Geliebte Heimat, Havelland.
Theodor Fontane.
44. Rheinsberg.
Der Name Rheinsberg ist unzertrennlich verknüpft mit dem
Andenken an die Zeit, in der Friedrich der Große als Kronprinz
dort weilte und die er selbst als die glücklichste seines Lebens bezeich—
net hat. Das unbedeutende, bis dahin wenig bekannte Städtchen er—
hält durch ihn, den genialen Königssohn, seine historische Bedeutung,
hekommt seine bauliche und landschaftliche Gestalt und gewinnt für
die nachfolgenden Geschlechter den Nimbus einer Reliquie. Nicht
unbekannt ist die Veranlassung, die den jungen Hohenzollernprinzen
nach Rheinsberg führte. Die lange Strafzeit in Küstrin hatte ihr
Ende erreicht, und das Verhältnis zwischen Vater und Sohn war ein
besseres geworden. Der Kronprinz hatte nicht nur, wie der König