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das ihren individuellen Neigungen und Fähigkeiten möglichst an—
gepaßt wird, erhalten sie auch praktische Gegenslände geschenkt, Klei—
dungsstücke, Wäsche, Schuhe usw., wie es ihnen gerade not tut; dann
aber auch Lehr- und Unterhaltungsmittel, namentlich die größeren,
als Schreib⸗ und Rechentafeln, Lesebücher, wie sie eigens für ihren
Gebrauch hergerichtet und im Unterricht von ihnen benutzt werden,
ferner Damenbrett⸗, Mühl-, Domino-, Festungs- und Schachspiele,
die so gearbeitet sind, daß die Blinden unter sich wie auch mit jedem
anderen damit spielen können. Selbst die Karten können unsere er—
wachsenen Blinden spielen. Sie benutzen dazu gewöhnliche Spiel—
karten, die durch feine Nadelstiche auf der Rückseite kenntlich und
unterschiedlich gemacht werden.
So entgeht unseren Blinden kaum etwas, was zur Freude und
zur Belustigung anderer dient, nur muß es ihren Augen, den zehn
Fingern, zugänglich gemacht werden; und wie weit ihnen diese die
Augen wirklich ersetzen — und das ist ein Segen für sie — davon
macht man sich in der Regel nur sehr unvollkommene Vorstellungen.
Ich hoffe, durch diese Zeilen ein wenig dazu beigetragen zu haben,
diese Vorstellungen in etwas zu klären.
Nach der Bescherung werden Kinder und Erwachsene in einem
Nebensaal an langen Tafeln mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Die
Christbäume werden dazu herbeigeholt, um auch für diesen letzten
Teil des Festes die weihnachtliche Stimmung zu erhalten. Freund—
lich und friedlich strahlt ihr Glanz auf die Glücklichen hernieder,
der duftende Kaffee und der leckere Kuchen verfehlen auch nicht ihre
Wirkung, und so bemächtigt sich jung wie alt unter ihnen ein ein—
ziges Gefühl, ein einziges Empfinden: das ist die herzinnigste Weih⸗
nachtsfreude, die ihnen allen noch lange, lange Zeit in teurer
Erinnerung bleibt, und aus der sie auch den rechten Weihnachts—
segen mit nach Hause nehmen. Dieser ist die Erkenntnis, daß ihr
himmlischer Schöpfer, wenn er ihnen auch die Augen schloß, es den—
noch gut mit ihnen meint, indem er ihnen Kräfte verlieh, diesen
Verlust auszugleichen, so daß sie die Welt, in der sie leben, verstehen
und liebend umfassen können; indem er ihnen aber auch helfende
Mitmenschen an die Seite stellte, die sie schützen, leiten, ihre Kräfte
entfalten und um ihr irdisches Fortkommen sowohl wie um das
Heil ihrer Seele besorgt sind.
Sei stark mein Herzl Ertrage still
Der Seele tiefes Leid,
Denk, daß der Herr es also will,
Der fesselt und befreit.
Und traf dich seine Hand auch schwer,
In Demut nimm es an;
Er legt auf keine Schulter mehr
Als sie ertragen kann.
(Friedrich Halm.)
E. Kull.