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Er schaut geschäft'ge Hände, sie schnitzen Stäbchen fein,
Auf denen sieht er Lettern, sie ordnen sie zu Reihn
Und tragen schwarze Farbe den kleinen Stäbchen auf,
Sie bringen weiße Blätter und legen sie darauf —
Ein Druck — und was gewahrt er? „Im Anfang war das Wort!“
So glänzt es auf dem Blatte — da war das Traumbild fort.
Er wacht — es glüht und sprühet sein Auge wunderbar.
„Gefunden ist's, gefunden, mir leuchtet's hell und klar;
Ans Werk mit frischen Kräften — Gott gab es selbst mir ein,
Und ihm soll nun mein Leben fortan geweihet sein.“
Das hat er treu gehalten, und wie sein Werk gelang,
Verkünden alle Völker im freud'gen Hochgesang;
Zu Mainz auf offnem Markte, in Erz auf hohem Stand,
Steht nun das Bild des Meisters weitschauend in das Land.
L. v. Erfurt.
3. Aus dem „Gutenberg -Festspiel“.
I. Akt.
Eine Werkstatt, von einer hängenden Lampe erleuchtet.
1. Auftritt.
Gutenberg, mit der Herstellung eines Spiegels beschäftigt. Meister Bernhard, ein
Holzschneider, tritt von rechts ein, einen Holzschnitt in der Hand haltend.
Bernhard.
Johannes! Auf einen Augenblick!
Ich bringe dir mein neustes Stück.
Gutenberg.
Laß sehn. Ein trefflich Stück fürwahr!
Die Linien alle zart und klar,
Und erst der Spruch! Vollkommen abgedrückt,
Wie's eben nur in deiner Werkstatt glückt.
Bernhard.
Sage, wie scheint dir Bild und Sinn?
Die Wahrheit als pilgernde Königin,
Wie sie krümmt den Finger und neigt sich vor,
Um Einlaß zu pochen an das Tor!
Gutenberg (list die Unterschrift).
Ich wandre hier verbannt,
Ich bin der Toren Spott.
Wahrheit bin ich genannt,
Tu auf! ich bin von Gott!
Ein hübscher Spruch. Und Zeilen vier!
Und jede Silb' an ihrem Orte!