Full text: Lesebuch für Fortbildungsschulen

107 
hinschiebt, das beste Mittel, ihm herauszuhelfen, weil dadurch die Last 
auf eine größere Fläche verteilt wird 
Als wichtigste Aufgabe bei einem Ertrunkenen, der zunächst nur als 
Scheintoter zu betrachten ist, gilt es, die Atmung wieder herzustellen. Zu 
diesem Zwecke stelle man 
denselben nicht auf den Kopf, sondern lege ihn auf den Bauch, 
den einen Arm unter den Kopf, den Kopf etwas tiefer als den 
Körper; 
b) reinige man Mund und Nase durch ein Tuch und ziehe die Zunge 
hervor, um der Luft freien Eintritt zu verschaffen; 
c) entferne man die Kleider, besonders von Hals und Brust; 
q) reize man die Nasenlöcher durch Schnupftabak, oder den Schlund 
durch eine Feder. Erfolgt darauf keine Atmung, so schreite man 
zur künstlichen Atmung. Dieselbe hat den Zweck, den Brust⸗ 
kasten abwechselnd auszudehnen und zusammenzuziehen, damit 
frische Luft in die Lungen dringe. Man legt den Scheintoten 
flach auf den Rücken, Kopf und Schultern etwas erhöht durch 
in zusammengefaltetes Kleidungsstück. Dann stellt man sich hinter 
denselben, ergreift beide Arme oberhalb der Ellenbogen erhebt sie 
sanft und gleichmäßig über den Kopf und hält sie hier 2 Sekunden 
lang fest. Dadurch wird der Brustkorb ausgedehnt und Luft in 
die Lungen gezogen. Darauf führt man die Arme auf demselben 
Wege zurück und drückt sie sanft 2 Sekunden lang gegen die 
Seiten des Brustkastens. Dadurch wird die Luft wieder aus der 
Lunge herausgepreßt. Diese Bewegungen werden so lange vor— 
sichtig und beharrlich fortgesetzt, bis man bemerkt, daß selbstthätige 
Alembewegungen beginnen, worauf man sofort aufhören muß. 
Nun hüllt man 
k) den Körper in warme Decken ein und reibt die Glieder kräftig von 
unten nach oben; 
g) bringt man ihn in ein warmes Bett und erwärmt ihn äußerlich 
durch warme Gegenstände, Wärmflaschen, warme Steine ꝛc; 
b) giebt man ihm ein wenig Kaffee, Thee oder Wein; 
) hole man einen Arzt. Die Bemühungen, das Leben zurückzurufen, 
müssen unablässig fortgesetzt werden, bis ärztliche Hilfe kommt, 
oder bis Atmung und Herzschlag stundenlang aufgehört haben. 
10. Bei Vergiftungen suche man die Art des Giftes zu erforschen und 
schicke sofort zun Arzte und zur Apotheke, wo man in der Regel die 
Gegengifte kennt. Dann suche man, uni das Gift aus dem Magen zu 
entfernen, Erbrechen zu erregen durch Reizung des Schlundes mit dem 
Finger oder einer Feder, oder durch Trinken von vielem warmen 
Wasser, von schleimiger und öliger Flüssigkeit. 
Ohnmächtigen und Bewußtlosen entferne man alle einengenden 
Kleidungsstücke vom Halse, dann bringe man sie in frische Luft. 
Hat der Bewußtlose einen epileptischen Anfall, so versuche man 
nicht, die krampfhaften Bewegungen zu verhindern oder gar die ge— 
schlossenen Fäuste aufzubrechen, denn dadurch werden die Krämpfe nur
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.