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der Spatzenfraß immer daran schuld. Der Hausfreund ließ es dahingestellt
und fuhr fort: „Aber, Nachbar, habt Ihr denn schon einen weißen Spatzen
gesehen?“
„Nein,“ gab der Rückwärts zur Antwort, „die hier herumfliegen, sind
alle grau.“
„Glaub's wohl,“ sagte darauf der Nachbar, „mit dem weißen Spatzen
hat es sein eigen Bewenden. Alle Jahre kommt nur einer zur Welt, und
weil er gar absonderlich ist, so beißen ihn die anderen, und er muß sein
Futter suchen am frühen Morgen und dann wieder zu Neste gehen“
„Das wäre!“ sagte Rückwärts, „den muß ich sehen, und gelingt's,
dann fang' ich ihn auch“
An nãchsten Morgen in aller Frühe war der Bauer auf den Beinen
und ging um seinen Hof herum, auch ein Stücklein ins Feld hinein, ob
der weiße Spatz nicht bald vom Neste käme. Aber dex wollte nicht kommen,
und das verdroß den Bauer, jedoch noch mehr, daß auch sein Gesinde nicht
aus dem Neste wollte, und die Sonne stand schon hoch. Dazu schrie das
Vieh in den Ställen, und es war niemand da, der ihm Futter gab.
Indem sieht er einen Knecht auf dem Hofe kommen, der trägt einen
Sack auf der Schulter und will schnell zum Hofthore hinaus; dem eilt er
nach und nimmt ihm die Last ab; denn in die Mühle sollte sie nicht,
sondern ins Wirtshaus, wo der Knecht stark auf der Kreide stand
Nach dem weißen Spatzen sehend, schaut der Bauer in den Kuhstall
hinein, wo eben die Milchmagd einer Nachbarin durchs Fenster die Milch
zum Morgenkaffee reicht, und die Milch war nicht mit des Herrn Maß
gemessen. „Eine saubere Wirtschaft das!“ denkt der Bauer und weckt
scheltend sein Weib und erklärt, das lange Schlafen müsse ein Ende haben,
oder er wolle nicht Rückwärts heißen. Und bei sich selber denkt er: „Stehe
ich früh auf wie heute, so muß auch das Packvolk aus dem Hofe heraus,
und dabei sehe ich am Ende doch den weißen Spatzen, und will's das
Glück, so fange ich ihn auch.“
Wie aber der Bauer das etliche Wochen getrieben hatte, da sah er
nicht mehr nach dem weißen Spatzen, sondern dachte allein an seinen
Vorsatz, und aus dem Rückwärts wurde bald ein Vorwärts. Und als der
Nachbar wiederkam und ihn fragte: „Wie steht's, Gevatter, habt Ihr den
weißen Spatzen gesehen?“ da lächelte der Bauer und drückte dem Freunde
die Hand und sprach: „Gott lohn's Euch!“ Glaubrecht.
1I1. Der deutsche Bauer.
Mit dem zahen Beharren des Bauern hängt ein mächtiges Selbst-
gefühl zusammen, ein stolzes Bewubtsein seines gesellschaftlichen
Wertes. Der unverfälschte Bauer schämt sich nicht, ein Bauer zu sein;
es liegt ihm im Gegenteil nahe, jeden andern zu unterschätzen.
Der Bauer vom echten Schrot und Korn beneidet den vornehmen
Mann keineswegs. Die Geschichte weiß von Bauernaufrubhr aller Art
zu berichten, wodureh der geplagte Landmann sein Geschick zu bessern
dachte; aber ein Streben der Bauern, aus ihrem Stand und Beruf
herauszutreten, vornebme Leute werden zu wollen, den Pflug liegen
zu lassen, ein solches Streben ist bei den deutschen Bauern ganz un—