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das die noch immer von ihnen geliebte preußische Flagge führte und
den ehrwürdigen Namen Friedrich Wilhelm III. trug.
Nach glücklich bestandenem Kampfe mit den Elementen auf dem
Wasser — die soliden Maschinen hatten dabei nicht eine Schraube ver—
loren — begann der Kampf mit dem Jammer der Kleinstaaterei auf
dem Lande. Um zunächst in Bremen die frühere alte hölzerne Brücke
mit ihren dahinter liegenden 11 Schiffsmühlen passieren zu können,
blieb nichts anderes übrig, als durch Vermittelung eines befreundeten
Senators den Mühlenpächter zu veranlassen, seine Mühle auf eine
Stunde stille zu setzen. Dafür waren 100 Thaler zu zahlen. In Hoya
erwies sich die Brücke als so eng, daß behufs Durchfahrt des Dampfers
der halbe Radkasten provisorisch beseitigt werden mußte. Beim Dorfe
Schweringen, nördlich von Nienburg, weigerte sich der Hannoversche
Fährpächter, das Fährseil herunterzulassen, weil er nur für Segelschiffe,
nicht für Dampfboote dazu verpflichtet sei. Als alle gütlichen Vor—
stellungen nicht halfen, ließ Harkort, kurz entschlossen, seinen Dampfer
kräftig gegen das Seil losfahren und es auf diese, 1667 von dem hol⸗
ländischen Kapitän Brakel auf der Themse angewendete, Weise sprengen.
Ein inzwischen vom Fährpächter requirierter Gendarm ritt fluchend am
Ufer nebenher, mit einer Verfügung versehen, welche die Weiterfahrt
untersagte. Da indes die Schiffahrt auf der Weser vertragsmäßig frei
war, so blieb das Boot über Nacht mitten im Strome vor Anker liegen
und entzog dadurch dem uniformierten Vertreter der Hannöverschen
Staatsgewalt die Möglichkeit, sein Verbotsmandat einzuhändigen. Eine
Hauptschwierigkeit boten die sogenannten Liebenauer Steine, eine Reihe
kolossaler, quer durch den Strom sich hinziehender Granitblöcke. Unter
Zuhilfenahme von Pferden auf beiden Stromufern, bald nach der linken,
bald nach der rechten Seite lavierend, gelang es mit größter Anstrengung,
dies berüchtigte Schiffahrtshindernis zu passieren und am vierten Tage
der in Bremen begonnenen Weserfahrt Minden, das ersehnte Ziel, am
1. März zu erreichen. Die Reise hatte 5 Wochen und 1 Tag gedauert.
Von den Wällen der Festung ertönte zur Feier der Ankunft des ersten
Dampfboots auf westfälischem Boden der Donner der Kanonen; eine
mächtige Volksmenge, die Aktionäre des Schiffes an der Spitze, zog den
Ankommenden mit Musik und Hurraruf entgegen, und Tausende strömten