Wundersame Kuren. 
117— 
Zapfen der Welle geschlungen, und nun ging Mri-Duri zum An- 
sagen des Bötens ins Dort. 
Aie Herd. und Ofenfeuer im ganzen Dorf muhten gelöseht 
werden, und die Alte sah Haus bei Haus nach, daß auch KLeine 
lebendige Kohle in den Dorfgrenzen blieb. Als sie ihren Rund- 
gang vollendet hatte, traten vier junge Männer an die Molle; es 
udten Brüder sein, dFöhne eines Mannes und unverheiratet. Je 
fraton an dio Inden, falten die sStricke und begannen aus 
esbenkrãfien zu drehen. Die Stricke rollten auf und rollten ab. 
Inmer gehneller drehten die Brüder, der Schweib flob ihnen in 
SFtrömen von der Stirn, die Hände wurden rot und heibß. NMit 
agender Geschwindigkeit flog zuletæt die Woelle herum, dĩe starke 
Reibung entzündete das Holz. Und nun kam der feierlichste 
Augenblick. Unter geheimnisvollem Raunen trat die Alte herzu 
unad fing einen der herausfliegenden Punken mit Zunder und 
Schwefelfadon auf. Denn nur durch junges Feuer durfte gebötet 
werden, entlehntes half nicht. Nndlich standen die Stroh-, Reisig- 
Und Holzaufen in schönstem Brand, und nun trat die Jugend 
n ihr Recht. Unter lautem Hallo trieb sie die ganze Sehweine- 
shoerdo des Dorfes dureh das Feuer. Da half kein Grunzen der 
lien und kein Quieken der jungen; da half kein VWutschnauben 
der borstigen Eber, vergebens war das flehende Geschrei der 
rosigen Spanferkel, vergebens auch das Widerstreben der Sauen. 
Da dubten die gesunden Tiere hindurch wie die kranken; die ge- 
gunden, damit das Feuer sie schütze gegen Feuer, die kranken, 
damit das Feuer sie heile von ihrem eigenen Peuer. Da muhte 
les darehs Feuer, was Borsten trug im Dorf und einen Rũüssel 
gein eigen nannte. An den gefũllten Tröõgen durften sie sich her- 
nach vom ausgestandenen Schreck erholen und ihrer Genesung 
ontgegensehen. Ob sie erfolgte? Die Geschichtsbücher des Dorfes 
schweigen, aber Mri-Duri sagte, es habe ganz gewib geholfken. Und 
wenn gie so sagte, dann muhßte man ihr glauben, dafür war sie 
borsfnere. Die Frauen aber nahmen von dem Feuer, trugen es 
seim auf ihren Herd und kochten in Prieden ihre Kohlsuppe; 
ihre Sehweine mubten ja jetzt genesen. 
Sor das Grobherzogliche Amt zeigte Lein Verstãndnis fũr 
das Böten und untersagtô es. Es kamen auch allerlei aufgeklãrte 
Leuie ins Dort᷑ und lachten darüber. dĩe nannten es schlecehtweg 
—e— 
3. Da kam das Teeren auf. Als die deuche wieder ausbrach, 
wurden alle Sehweine, die gesunden und die kranken, vom Rũssel 
bis zum Ringelschwänzehen mit dem Teerquast, angestrichen, dab 
ie Vie eine Horde schwarzer Teufel auf der Dorfstraße umher- 
fuhren. Für die Jugend war es ein fröhlicher Anblick, aber Mri- 
Duri lachte grimmig auf ihren Stockzahn, spuekte verãächtlich den 
Cautabax aus und sagte, die Bauern täten auch besser, wenn sie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.