Kurfürst Vater August. 
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obachtung seine Anordnungen getroffen. Das Münzwesen suchte 
er zu ordnen, der Uberschwemmung mit minderwertigen Münzen 
der Nachbarländer wehrte er nach Kräften. Die Forstwirtschaft 
brachte er zu hoher Blũte, das Jagdrecht suchte er in feste Pormen 
zu bringen, die Fischerei schützte er gegen Verderbnis der Ge- 
wãsser wie gegen Raubwirtschaft. Viel Sorgfalt widmete er dem 
Bergbau; das Handwerk hob er; Handel und Verkehr förderte 
er durebh Hebung des Postwesens, durch Besserung im Straben— 
bau, dureh Regelung des Absatzes wie der Zufuhr. Am meisten 
aber lebt seine Fürsorge für die Landwirtschaft in der Erinnerung 
des Volkes fort, vielleicht gerade deshalb, weil er hierin weniger 
dureh Gesetze und Verordnungen, sondern vor allem durch sein 
persöõnliches Beispiel anregte und aufmunterte, weil er hier sich 
nicht an den Gehorsam, sondern an die freiwillige Nacheiferung 
wandte. Und das war damals um so eindruceksvoller, da ja die 
Kammergũter einen betrãächtlichen Teil des bewirtschafteten und 
bewohnten Baulandes ausmachten und dureh das ganze Land zer- 
strout lagen. J 
2. Der Bauer war damals der „arme Mann“ schlechthin. 
Dureh den Bürgerstand vom Handwerk ausgeschlosson und im 
Handel abhängig gemacht, von den Herren in den Eigentums- 
verhãltnissen herabgedrückt, war der Bauernstand die eigentlich 
dienende und fronende, die unfreie, letzte Klasse des Volkes 
geworden. Stets mubòte er bereit sein, die eigne Arbeit zu unter- 
brechen, und nie Konnte er deren Ertrag im voraus berechnen. 
„Zur Verschonung der armen Untertanen“ ging Vater August 
daran, die Frondiensté in erbliche und unaufkündbare Geld- 
abgaben umzuwandeln. Um die Bauern in ihrem Besitze zu 
sichern, um ihnen Lust zu machen, die „heimische Scholle“ mit 
Hingebung zu bauen, verwandelte er den gegen Dienste und Zins 
auf jederzeitigen VWiderruf überlassenen Grundbesitz in ein dureh 
„Erbpacht“ und „Erbkauf“ gesichertes Eigentum. Nun erst 
konnte der Bauer die eignen Arbeitskrãfte und Mittel auch wirk- 
lich zum eignen Vorteil verwerten und ausbeuten. Besitzlosen 
Familien verkaufte er gern Vorwerke und Wüstungen unter der 
Bedingung, daß die einzelnen Familion den Gesamtbesitz in 
ebensoviele Haushaltungen teilten und bewirtschafteten. So er- 
standen neue Dörfer auf ehemals wüstem Gelände, besitzlose 
Bauern und Bürger wurden sebhaft gemacht. auch ganzen Ge- 
meinden bot er dureh UÜberlassung von Mirtschaftsgütern die 
Gelegenheit, ihre Vermögensverhältnisse zu bessern. Drückender 
noch waren die „Jagddienste“, die nur „mit Beschwerung, groben 
Kosten und Versäumnis der Untertanen“ vollbracht werden 
konnten und die Betroffenen zugrunde zu richten drohten. Vater 
August war auch hier bereit, duren Umwandlung der Jagd- 
dienste in Geldabgaben belfend einzugreifen, zu einer Ablösung
	        
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