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Kurfürst Vater August.
or allein aus Nürnberg 9000 gepfropfte Obstbãumchen. 1573 be-
stellte er 30000 Kernstämmlein nach Lochau. Hierher waren auch
31900 Stũtzen füũr die Bãumchen zu liefern. Der Leipziger Bürger-
meister mubhte ihm ungarische Pflaumenbäume bestellen; Land-
graf Vilhelm sandte Pfropfreisor von Kirschen und Birnen, die
weimal im Jahre blühten und Früchte trugen. Aus Böhmen er-
hielt er Obstreiser, Kaiser Maximilian II. sandte Rirsch- und
Weichselbäãume, der Erzherzog Ferdinand Pomeranzen-, Mandel-
und Morellenbäaume aus Innsbruck. In den Lochauer Gärten
wurden 1577 26 Scheffel Haselnüsse, 15 Scheffel Kirsch- und 14
gcheffel Apfelkerne ausgesät. In Dresden wurde ein besonderes
Gewõlbe fũr die Aufbewahrung der Kirschkerne eingerichtet. Von
seinen Schätzen teilte er auch gerne mit, stets führte er auf seinen
Reisen Obstkerne bei sich, sie zu verteilen. Junge Obstbäume
wurden gern abgegeben. Mit welchen Zahlen er dabei rechnen
konnte, ergibt sich daraus, dah sein Sohn allein 1586 aus den
Qstragãärten 60 000 junge Obstbäume, das Stück zu 2 bis 21/5
Groschen, verkaufen Lonnte. Viele der neu angelegten Obstgãrton
wvurden gegen zwei Drittel oder die Hälkte des eingesammelten
Obstes verpachtet.
Auch allerhand Küchengewächse und Zierpflanzen wurden
von der Kurfürstin in Sachsen heimisch gemacht. Die Land-
gräfin von Hessen sandte Samen von Melonen, die Herzogin von
Bayern Stauden von Johannisbeeren und Samen von Rüben, die
PErzherzogin Salat- und Krautsamen, der Landgraf von Hessen
Lorbeerbâume und Stöcke von weihen Erdbeeren, der Erzbischof
von dalzburg welsche Früchte und Samen von Endivien, der
Bischof von Speyer Wacholdersamen. Gern teilte dafür die Kur-
fürstin aus dem Vorrate ihrer Kräuter und Arzneien an befreun-
deto Vürsten mit.
Der Weinbau stand unter der Aufsicht der Kurfürstin und
lieferte reichliche Mengen zum Verkauf. Noch ergiebiger gestaltote
sich der Hopfenbau, der besonders in Ostra in musterhafter Veise
betrieben wurde. Beträchtliche Hopfenmengen wurden damals aus
Sachsen ausgeführt, so dabß der Kurfürst ein mehrfach wieder-
holtes Verbot dagegen ergehen lieb, um den heimischen Brauern
Hopfen zu billigem Preise zu gichern.
5. Geschichtsschreiber rühmen dem Vater August nach, er
sei der erste Fürst gewesen, „der sich das gemeinschaftliche Inter-
esse der Fürsten und Bauern klar zum Bewubtsein brachte, der
mit bestimmten Worten aussprach, daßß ein Ratgeber eines FPürsten
zwei Pflichten habe: mit der einèn sei er dem Fürsten, mit der
andern dem Lande verbanden. Seine Landesordnungen wurden
als ein Muster im ganzen Reiche anerkannt. Man darf wohl sagen,
daß dieser Fürst den Grund zur nachmaligen Blüte des Landes
legte, in seinem ruhigen Wirken für Sachsen und für ganz Deutseh-