70 — 
Ein Tummelplatz für Kälber läßt sich mangels eines Weidegangs 
wohl bei jedem Haus oder Hof errichten. Der „Praltische Landwirt“ 
39. Ziegen. 
Die Ziege ist die Kuh des kleinen Mannes; aber nur bei 
richtiger Fütterung, Haltung und Zucht. 
So verbreitet die Ziegenzucht in Deutschland auch ist, es könnten 
noch viel mehr Ziegen gehalten werden, wenn der wirkliche Nutzen in 
weiteren Schichten der Bevölkerung bekannt wäre. Aber so sieht man 
vielfach mit Vorurteil, ja mit Geringschätzung auf dieses nützliche 
Tier herab. — Na, heißt es, was kann denn solche Ziege Großes 
leisten, da ist ja nichts mit los, die Milch schmeckt streng, das Futter 
streuen sie im Stalle umher, die Butter sieht so weiß aus und schmeckt 
mehr nach Talg, wie nach wirklicher Butter, und wie die Klagen alle 
lauten. Sie waren insoweit nicht ganz unberechtigt, als vor der Ein— 
führung der Schweizer Ziege zur Verbesserung der einheimischen 
Zucht letztere sehr im argen lag. Während früher ein Jahresquantum 
von 300 Litern Milch hoch war, gibt es jetzt Ziegen, welche jähr— 
lich 7-800 Liter hergeben, ja in der ersten Zeit nach dem Lammen 
täglich auf fünf Liter und darüber kommen. 
Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft hat schon längst den 
Nutzen richtiger Ziegenzucht eingesehen, der dem Nationalvermögen er— 
wachsen ist, indem sie auf großen Ausstellungen Tausende von Mark 
zur Prämiierung ausgesetzt hat. Einzelne Ziegen und Böcke haben schon 
Prämien von 150 Mark erhalten. Große Milchergiebigkeit kann 
man heranzüchten, indem sie sich vererbt. Wie bei der Kuh gilt auch 
bei der Ziege das Sprichwort: Die Ziege melkt durch den Hals. 
Ein großer Vorzug vor der Kuhmilch besteht darin, daß die 
Ziegenmilch fast frei von Tuberkelbazillen ist. Während die 
Tuberkulose bei Kühen in einem durchschnittlichen Prozentsatze von 
20 auf 100 vorkommt, gibt es nicht mal 1/30/0 Tuberkulose bei den 
Ziegen, und das ist außerordentlich wichtig für die Volkswohlfahrt. 
Ziegenmilch ist daher der Kuhmilch als Kinderernährungs— 
mittel vorzuziehen. Der etwas strenge Geschmack, den die Ziegen— 
milch, namentlich wenn sie älter wird, hat, fällt besonders bei einigen 
Ziegen auf. Von solchen darf keine Nachzucht gezogen werden. Die 
Milch hornloser Ziegen soll überdies weniger streng schmecen. Übri— 
gens läßt sich durch geeignete Fütterung und Pflege eine rein— 
schmeckende Milch erhalten. 
Sorgt für einen guten Stall, für gute Haut- und Euterpflege 
durch tägliches Putzen und Abwaschen des Euters vor dem Melken, 
wenn das Euter beschmutzt ist. Wenn ihr dann noch für reine frische 
Stallluft und besonders, wenn es angeht, für Weidegang sorgen wollt 
und gutes, gesundes Futter gebt, so stehe ich euch dafür ein, daß die 
Milch keinen Nebengeschmack hat. Als Kaffeemilch wird sie sehr ge— 
schätzt, und wenn Brüstkranke eine Milchkur durchmachen wollen, so
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.