Full text: Deutsches Lesebuch für Handelsschulen und verwandte Anstalten

54. Bremen, die alte deutsche Hansestadt. 183 
sie nur kleine, unbedeutende Häuser. Erst in den letzten Jahr⸗ 
ehnten ist mit dem zunehmenden gewaltigen Aufblühen Bremens 
ine stärkere Heranziehung der Neustadt für Handels⸗ und gewerb⸗ 
liche Zwecke eingetreten. 
Eine größere Reihe von Fabrikgebãäuden, Brauereien, Packhãusern 
und dergleichen mehr lassen gegenwärtig die erhöhte Bedeutung der 
Neustadt hervortreten. 
Wie der Weserstrom die Quelle des Gedeihens für Bremen seit 
kiner Gründung gewesen ist, so fließt auch heute noch auf seinen Wellen 
Wohlstand in die Mauern der Stadt. Wohl haben in einem tausend⸗ 
jährigen Zeitraum und unter der Einwirkung äußerer, politischer und 
heselischaftcher Verhältnisse die Anschauungen über den Wert des 
Wasserweges häufig gewechselt; aber immer wieder hat mit zwingen⸗ 
der Gewalt die Bedeutung der großen Wasserader, welche die Ebbe 
und Flut der Nordsee bis in die Mauern Bremens fortpflanzte, sich 
durchgerungen. 
Wie weit die Anfänge bremischer Schiffahrt zurückliegen, läßt sich 
nicht mehr mit Sicherheit feststellen; daß die Bremer Schiffahrt aber 
am Anfang des zwölften Jahrhunderts bereits die Küsten der Nord⸗ 
und Ostsee sowie England in ihren Bereich gezogen hatte, ist urkund⸗ 
lich bezeugt. 
Unseren Tagen ist es vorbehalten geblieben, mit den Hilfsmitteln, 
welche die Technik der Gegenwart uns gewährt, die Schiffahrtsverhält⸗ 
nisse auf der Weser so zu gestalten, wie sie noch vor wenigen Jahr⸗ 
ehnten wohl als unmoͤglich betrachtet worden wären. Das große 
Werk der Weserkorrektion durch den Oberbaudirektor Franzius ist 
zu den erfolgreichsten jemals ausgeführten Wasserbauten zu rechnen 
und gegenwärtig als vollendet anzusehen. 
Der Zollanschluß Bremens an das Deutsche Reich machte die 
herstellung einer neuen Hafenanlage notwendig, welche mit einem 
Kostenaufwande von ungefähr dreißig Millionen Mark bis zum Jahre 
888 zur Ausführung kam. Der Freihafen Bremens liegt in nächster 
Nähe des Stephanitores und der Altstadt großenteils auf dem Ge⸗ 
biele der früheren Stephanikirch⸗Länderei und bedeckt eine Fläche von 
etwa 100 ha, zu denen die Stadt noch etwa fünfundfünfzig weitere 
Heltar hinzukaufte, um im Bedarfsfalle die Hafenanlage späterhin 
ausdehnen zu können. 
Der Hafen selbst bildet ein längliches Viereck von 2,1 Kilometern 
Länge und 120 Metern Breite. Die Tiefe des Hafens beträgt 6,8 
Meter, kann aber leicht um einen Meter vergrößert werden. Das 
Hhafenbecen ist in seiner ganzen Länge mit Kaimauern eingefaßt 
und hat an der Mündung zwei massive Molenköpfe.
	        
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