27. Tu' mir den einzigen Gefallen — kauf' Papiere! 5
doch nicht gefolgt haben?“ — „Warum denn nicht? Du hast's ja so
gut gemeint mit mir!“
Er forschte mir ins Gesicht: „So sieht einer aus, der sein Ver—
mögen verloren hat?“ — Und ich entgegnete: „Ja. Sein ganzes,
kleines Vermögen, das er durch die Jahre mit Fleiß erworben, mit
Fleiß erspart hat! Und wenn er nun zu seiner Braut sagen muß:
Kind, mit unserer Heirat ist es nichts. Ich bin ganz und gar ver—
mögenslos, ich bin mutlos, ich bin leichtsinnig gewesen — mein Leben
ist verspieli! Und das deine auch. Dann fluchen, weinen, verzweifeln!
— Und das, Philipp, hast du auf dem Gewissen!“
Da er solches von mir hörte, wollte er mit Gewalt ausreißen
und hinab. Ich riß ihn zurück, daß er mit dem Rücken auf die Brücke
fiel. Dort blieb er liegen und fing an zu schluchzen. „O armer
Mensch“, stöhnte er. „Also auch dich, auch euch habe ich unglücklich
gemacht.“ — „Hättest unglücklich machen können, sollst du sagen.
Wisse nur, daß ich deinen Rat nicht befolgt habe. Mein bißchen Geld
liegi noch in der Sparkasse und ist wiederum um 100 Gulden mehr
geworden. — Und du nimm dich jetzt zusammen!“
Mit Mühe habe ich ihn in seine Wohnung gebracht. Dort tranken
wir noch Bier und rauchten Zigaretten. Und dann sagte ich, auf den
Strom anspielend: „Es geht uns ja eigentlich recht gut, wir sitzen
beide im Trodenen.“ — „Aber sage, Freund, was soll ich denn jetzt
machen?“ fragte er. „Denn hin ist alles, mein Geld und mein Land—
gut. Nur noch beim Käsehändler sind sie zu verwerten, diese Wert—
papiere.“ — „Haben sie nicht eine leere Rückseite? Die meisten, ja?
Siehst du, am Ende ist's doch noch ein gutes Papier. Du warst einmal
shriftstellerisch tãtig, wie mich dünkt. Schreibe einen Roman: Wie
ich arm wurde! Vielleicht wirst du damit wieder reich. Schreibe deine
Erlebnisse, deine ganze Dummheit hinein. Im Roman kannst du
meinetwegen auch ins Wasser gehen, wenn es unumgänglich not⸗—
wendig ist, ich rette dich sehr gerne mit dem größten Heldenmute,
und nach der Trauung kann mir der Bezirkshauptmann die Rettungs—
medaille an den Rod heften, das wirkt großartig, und der Verleger
kann darauf hin um tausend Exemplare mehr drucken lassen.“
„Nun bist du wohl fertig mit deinem Spott! Mit deinem schlechten
Spott!“ rief er zornig aus. „Mein Lieber, die Federfuchserei will
ich schon solchen überlassen, die zu sonst nichts zu gebrauchen sind —
verstehst dus Ich will mein Brot redlich erwerben, mit Arbeit!“
Stand er groß da und ich klein! Doch war ich zufrieden, ihn
so weit zu haben.
Am nächsten Tage bei der Hochzeit war er leidlich vergnügt.
— Und heute — nach siebenundzwanzig Jahren? Ob der Philipp