Urteil Kaiser Wilhelms 1II.
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verstanden wurdel Die brandenburgische Flotte erblühte unter seinem
gewaltigen Schutz und Willen, unter den Händen bewährter Vieder—
länder, des Admirals Raule und seines Bruders. Allein, nach dem Code
des Kurfürsten sank auch seine Schöpfung dahin. Es ward ihm nicht
bestimmt, und auch ihr nicht, die Früchte ihrer Arbeit zu ernten. Die
Nachfolger an der Krone mußten sich erst ihr Recht erkämpfen, in der
Welt mitzureden und ihr Volk in ihren Grenzen im Frieden ungestört
zu regieren. Das hatte zur Folge, daß der Blick von der See abgelenkt
wurde, daß in heißem Ringen jahrhundertelang die Mark und Preußen
zusammengeschweißt werden mußten. So entstand durch Gottes Fügung
und durch die Arbeit der Nachfolger des Großen Kurfürsten, basierend auf
dem gewaltigen Grund⸗- und Eckstein, den er gelegt hatte, die Haus—
macht, die das Haus Hohenzollern befähigt hat, das deutsche Kaisertum
anzutreten, die Hausmacht, die dem deutschen Kaiser gebührt,
damit er in der Lage sei, mit kräftigem Vachdruck überal für des
Reiches Wohlfahrt zu sorgen und mit seiner Slagge die Gegner in
Respekt zu setzen.
Aufgerichtet steht das Denkmal vor der Akademie. Die Jugend,
der die Zukunft gehört, die Jugend, die die Früchte unserer Arbeit ernten
soll, die die Samenkörner, die wir jetzt gelegt haben, dereinst aufziehen
und die Ernte mähen soll, die Jugend soll ihre Blicke auf diesen Fürsten
lenken und sich an ihm erbauen, gottesfürchtig, streng, unerbittlich streng
gegen sich selber und gegen andere, fest vertrauend auf den Gott, von
dem er sich seine Wege weisen ließ, unbekümmert um jeden Rückschlag,
um jede Enttäuschung, die er in seinem Christensinne nur als eine
Prüfung von oben ansah. So hat der Große Kurfürst gelebt und so
sollt ihr es nachthun. Der Hauptgrundsatz, der ihn befähigte, trotz aller
Widerwärtigkeiten, trotz aller Rückschläge, trotz aller schweren Erfah—
rungen und Prüfungen niemals den Mut und die Hoffnung zu ver—
lieren, das war der rote Faden, der sich durch sein Leben zog; der in
seinem Wahlspruche sich äußerte: Domine, fac me scire viam, quam
ambulem Caß mich kennen, Herr, den Weg, den ich wandeln soll)! So
heiße es auch von den Offizieren und Mannschaften Meiner Marine!
Solange wir auf dem Grunde arbeiten, können wir unbekümmert jede
schwere Phase der Entwickelung der Marine und unseres Vaterlandes,
die uns Gottes Vorsehung vielleicht noch vorbehalten hat, überwinden.
Das sei der Weg, den ihr wandeln sollt. Das sei der Grund,
auf dem Meine Marine aufgebaut ist. Das befähige euch, im
Streite zu siegen und in Widerwärtigkeiten auszuhalten, bis die Sonne
wieder durch das Gewölk hervorbricht.
So übergebe ich jetzt das Denkmal an die Marine-Akademie. Sie
möge es hegen, pflegen und in Ehren halten, damit dereinst auch
Charaktere hervorgehen, die dem gleichen, der jetzt vor euch stehen wird.“
Rede am 20. Juni 1901 bei der Enthüllung des
Denkmals für den Großen Kurfürsten in Kiel.
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