Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

Vom Gold. 
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unterirdischen Schwefellagern aufsteigenden Dämpfe es umringen, es 
hält sich rein. In dieser Beziehung übertrifft es auch das Silber 
bei weitem, das zwar auch nicht oxydiert, den Angriffen des Schwefels 
jedoch erliegt und seltener rein, häufiger in der Form von Schwefelglanz 
und noch öfter untermischt mit verschiedenen anderen Schwefelmetallen 
vorkommt. Das Gold existiert in der Natur weder oxydiert, noch 
als Schwefelverbindung, höchstens in der Gesellschaft des gleichfalls 
edlen Silbers. 
Hinsichtlich der Bildsamkeit übertrifft das Gold alle anderen 
Metalle. Es läßt sich schneiden, erträgt die Wucht des Prägestocks 
ohne Schaden, wie die Goldmünzen beweisen, und gestattet es, daß 
man es fort und fort hämmert und breitschlägt, bis es die Dünne 
des bekannten Blattgoldes erreicht hat. Man hat wohl gesagt, ein 
Dukaten lasse sich durch fortgesetztes Hämmern zu solcher Größe aus— 
breiten, daß man mit dem daraus erhaltenen Blattgolde einen Reiter 
samt seinem Rosse ganz übergolden könne, und hat mit diesem Aus— 
spruche noch keineswegs übertrieben. 
2. Eine einigermaßen richtige Anschauung von der geradezu gren— 
zenlosen Dehnbarkeit des Goldes erhält man jedoch erst dann, wenn 
man sieht, auf welche Weise die mehr als haarfeinen Drähte ent— 
stehen, die zu den bekannten Filigranarbeiten gebraucht werden. Ein 
Silberstab ist mit einem dünnen Goldüberzuge versehen. Nun 
treibt man ihn gewaltsam durch ein kegelförmig sich verengendes Loch 
einer Stahlplatte. An der anderen Seite der letzteren ergreift eine 
Zange das hervortretende Ende des Silberstabes und zieht diesen 
ganz hindurch. Das wiederholt sich an mehreren, immer enger wer— 
denden Löchern, bis endlich der Silberstab in einen mehr als haar— 
dünnen Faden, Filigran, verwandelt ist. Muß man nicht die Dehn— 
barkeit des Silbers bewundern? Kann man sich eine größere Nach— 
giebigkeit verbunden mit gleicher Festigkeit denken? Allerdings! Das 
Gold übertrifft das Silber noch bei weitem. Denn jeder Silberstab 
von Zentimeterdicke, an dem die Zieharbeit zuerst ausgeführt wurde, 
war mit einem Goldblatt umhüllt, dessen Dicke nur einen kleinen 
Bruchteil eines Millimeters betrug; das Gold aber hat sich mit dem 
Silber zugleich strecken lassen, ist diesem selbst dann noch Schritt für 
Schritt gefolgt, als es zur größten Feinheit ausgezogen war, und 
hat dabei nicht den allerfeinsten Sprung oder Riß bekommen. Ja, 
wenn jetzt die Schere den Silberdraht abschneidet, so hängt sich das 
Goldhäutchen fest an die Schneiden des Instruments, folgt denselben 
und überzieht auf diese Weise die Schnittflächen des Drahtes so 
sorgfältig, daß derselbe sogar an seinen Enden einem massiv goldenen 
gleicht. Wenn aber die Goldhaut des ursprünglichen Silberstabes
	        
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