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J. Vom Ackerbau.
endlich bereichert sich der Boden bedeutend an Nährstoffen. Der Stall—
dünger wird nicht mehr vom Bodenwasser ausgelaugt, und die Nähr—
stoffe, die im Boden von Haus aus stecken, werden durch die Ein—
wirkung der Luft so zubereitet, daß sie die Pflanze verwerten kann.
Du siehst also, lieber Vetter, durch die Drainage, durch die Ent—
wässerung überhaupt, wird der Boden nicht unbedeutend verbessert.
Man nennt Arbeiten dieser Art auch geradezu Bodenverbesserung
oder, mit einem fremden Ausdruck, Melioration. Die Bewässerung
z. B. der Wiesen und die Ebnung von hügeligen Stellen, das
Fruchtbarmachen von Odländereien rechnet man auch dazu. Und wenn
sie einmal ausgeführt sind, ist meist auf viele Jahre vorgesorgt. Meist
lassen es die Landwirte aber bei der jährlichen Bestellungsarbeit
bewenden, Bodenverbesserungsarbeiten, Meliorationen, führen sie
nicht aus, und wenn es auch noch so nötig wäre.
Dein wohlgesinnter Vetter.
VI. Über Saat und Ernte.
Frohlich gepflügt umnd gesât! Hier heimt lebendige Nahrumg.
(Goetle.)
140. Vom Saatgut.
Was der Mensch säet, das wird er ernten! Wer kärglich säet,
der wird auch kärglich ernten. Und wer da säet im Segen, der wird
auch ernten im Segen. Was wundert ihr euch, daß Unkraut unter
dem Weizen stehet? Hättet ihr den Samen gesichtet, ehe ihr ihn
ausstreutet! Wer Unkraut säet, wird Mühe ernten. (Glaus Harms.)
Streue, streue edle, echte Samenkörner, wer da kann!
Einst dem kommenden Geschlechte reift die edle Frucht heran.
Wie die Saat, so die Ernte! das ist ein wahres Wort. Schlechte
Saat — schlechte Ernte, gute Saat — gute Ernte. Auf die Auswahl
des Samens, den man auf seinen Acker streut, auf die Auswahl des
Saatgutes, muß man darum die allergrößte Sorgfalt verwenden.
Zunächst und vor allen Dingen muß das Saatgut rein sein, rein
von Schmutz, Spreu, zerbrochenen Körnern, rein von Unkrautsamen aller
Art. Der Boden und der Dung sind doch für unsere Früchte bestimmt,
für Hafer und Gerste und Korn und Weizen. — Wo man aber verun—
krauteten Samen sät, da ist alles für das Unkraut, und unsere Kultur—
pflanzen müssen leer ausgehen, ja, gehen wohl gar zu Grunde, weil ihnen
die Unkräuter Licht, Luft und Nahrung rauben und selbst den Platz
streitig machen, den ihnen der Mensch, der sie säte, angewiesen hat. Und
so gehen auf diese Weise dem Landmann wer weiß wieviel Scheffel Ge—
treide im Jahr verloren. Sie werden nutzlos in die Erde geworfen.
Aber die Reinheit des Saatgutes thut es nicht allein Die Be—
schaffenheit des Kornes, das da ausgestreut wird, spricht doch ohne
Frage das erste Wörtchen mit. Taubes, dumpfiges, schlechtes Saatkorn
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