Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen sowie für landwirtschaftliche Winter- und Ackerbauschulen

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o 
L. Vom Ackerbau. 
welcher Mannshöhe erreicht. Der Samen wird im Garten auf Pflanz⸗ 
beeten ausgesät, und die starken Pflänzlinge werden Mai bis Juni 
ausgesetzt. Der Boden soll möglichst lehmig sein und in guter Kultur 
stehen. Der Kohl verträgt und lohnt eine reiche Düngung. Fangen 
die unteren Blaͤtler an gelblich zu werden, dann ist es Zeit, mit dem 
Abblatten zu beginnen. Die Blätter mit Häcksel gegeben, werden vom 
Vieh gern gefressen. Bis spät in den Herbst hinein liefert der Kohl 
ein gutes Grünfutter. Auch die Strunken werden benutzt; man haut 
sie ab, mietet sie ein und bewahrt sie für den Winter auf. 
Damit ist die Zahl der Futterpflanzen noch nicht erschöpft. Als 
Futtermittel in Zeiten der Not verdienen der Senf und Spörgel 
genannt zu werden. Beide Pflanzen wachsen auf schweren wie leichteren 
Voden und machen keine erheblichen Ansprüche. Zudem kommen sie in 
828 Wochen hoch, so daß sie schnell Ersatz für fehlendes Futter liefern 
können. Man kaun sie vom Frühjahr an bis in den Sommer hinein 
aussäen. Auch im Gemenge werden sie angebaut, ebenso wie auch 
Buchweizen und Hirse. Erwähnt mag noch werden die Serradella 
für leichten Boden. Auch sie giebt ein nahrhaftes Futter im Juli und 
August, wenn sie zeitig gesät wurde. Sie wächst nur etwas langsam, 
findet auch mehr AÄAnwendung zur Gründüngung 
In den letzten Jahren hat sich ein wahrer Wettstreit erhoben, mög— 
lichst diele Futterpflanzen ausfindig zu machen. Das ist ja an sich ganz 
nützlich, für jede gute Pflanze wird der Landwirt dankbar sein. Bei den 
Anpreifungen gar mancher neuen Futterpflanze kommt einem aber unwill—⸗ 
kürlich der Gedanke, ob das neue Gewächs nicht mehr zur Speisung des 
Geldbeutels des Samenzüchters als zur Fütterung des Viehs geeignet sei. 
Der Landmann ist daher mit Recht ein wenig mißtrauisch, weil schon 
manche der viel gepriesenen Gewächse schnell wieder vom Markte ver— 
schwunden sind. Recht bekannt ist ja die Waldplatterbse, die auf sehr 
kuümmerlichem Boden in der That lange Jahre hindurch hohe Ernten 
liefert. Aber selbst bei dieser Pflanze sind die Gelehrten noch nicht 
recht über den wahren Wert im Klaren. Als Notfutter ist sie nur geeignet, 
wenn sie schon langere Zeit in der Wirtschaft angebaut wurde, weil 
wenigstens zwei Jahre vergehen, ehe sie brauchbare Erträge liefert. 
Es ist eine wichtige Aufgabe des Viehhalters, sich zeitig einen Plan 
zu machen, wie er für seine Tiere das gute, billige Grünfutter erzeugt. 
Dabei muß er auch daran denken, daß Fehlernten eintreten können, und 
muß überlegen, wie er den Ausfall eines Futters durch zeitige Aussaat eines 
andern weitmachen kann. Wer ernstlich nachdenkt, findet genug brauch⸗ 
bare Pflanzen, und sein Vieh lohnt ihm seine Müͤhe und Arbeit reichlich. 
154. Des Landmanns Ilachsfeld. 
Der Leinenschrank und die mit Leinenzeug gefüllten Truhen bildeten 
früher allgemein die Freude und den Stolz der Hausfrau, sie waren ein 
wertvoller Schatz, der nicht von Motten zerfressen wurde, sondern für 
ein volles Menschenleben und darüber aushielt. Das ist jetzt leider viel⸗ 
fach anders geworden. Jetzt geht die Bauersfrau in die Stadt und kauft
	        
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