IV. Aus der Geschichle der Landwirtschaft
und des Valerlandes.
Liegt dir gestern hlax und offen,
wirsist du heute hruftig frei,
kamnst du auf emnm Morgen hnoffenm,
das nicht minder qlüclich sei.
J. M. v. Goelhe.
104. Des Vaterlandes Geschichte.
1. Man liest doch nichts lieber als seines Volkes Geschichte. Sie
stellt die alten Begebenheiten dar, als wäre man dabei, ruft die
Geister der Entschlafenen aus ihren Gräbern und lehrt uns handeln
als unter ihren Augen, in guten Dingen zur Ermutigung, in schlechten
zur Beschämung und zeitigen Rückkehr; sie tröstet und gibt Rat in
gegenwärtigem Unglück; sie winkt zur Vorsicht und Mäßigung im
Glück, auf daß sich kein Unglück daraus erzeuge. Bedeutung gibt sie
manchem Platze, an welchem wir sonst ohne Gedanken vorübergingen.
Wie mit scharfem Stachel reizt sie das jetzt lebende Geschlecht, sich
doch von dem Ruhme der Väter nicht überstrahlen zu lassen oder,
im umgekehrten Falle, die geerbte Schande doch auszulöschen durch
besseres Tun. Lies gern Deines Vaterlandes und auch deines
Standes Geschichte!
2. Zu allen Zeiten und bei allen Völkern ist die Liebe zum Vater—
lande für eine heilige Pflicht gehalten, und schon die alten Griechen
und Römer hielten es für süß und ehrenvoll, für das Vaterland zu
sterben. Liebe aber beruht stets auf Wertschäßung. Denn nur das
wird der Mensch lieben und verehren, von dem er erkannte, daß es
für ihn einen hohen Wert hat. So natürlich dem Feuer die Waͤrme
ist, so selbstverständlich ist dem unverdorbenen Herzen die Vaterlands—
liebe. So nötig aber auch dem Feuer, soll es nicht erlͤschen, dos
Schüren ist, so unerläßlich ist es, daß der den Wert des Vaterlandes
in seinem ganzen Umfange kennen und würdigen lernt, dessen Vater⸗
landsliebe sich tatkräftig entflammen soll. Darum lies fleißig
deines Vaterlandes Geschichte! Sie wird dir zeigen, wie wert
und teuer unser von Gott so reich gesegnetes deutsches Land unseren
Vätern war, wie sie für seine und ihre Freiheit Gut und Blut
geopfert haben von den Zeiten Hermauns des Cheruskers bis zu den
Tagen Wilhelms des Großen, des Siegreichen. Wenn du liest und
hörst, wie die deutschen Mannen in Süd und Nord freudig die
KLampfes- und Siegesbahn zogen, auf welche sie durch das
Flammenschwert ihres Königs und seiner Feldherren geführt wurden,