fullscreen: [Teil 2 = Kl. 6 u. 5] (Teil 2 = Kl. 6 u. 5)

während man noch darüber nachdenkt, wie das wohl enden wird, 
ist rechts und links schon stiller Wald. 
Ein Dorf folgt dem andern. Die meisten bleiben weit im Hinter¬ 
grund liegen. Man sieht aus dem Grün, das sie umgibt, nur den 
Kirchturm und hier und da ein Dach ragen. Manchmal aber tritt 5 
auch ein Dorf so nahe an die Bahn, daß man hineinsehen kann 
zwischen die Häuser und die Gemüsegärten mit Kohl und Rüben, 
mit den Blütenkugeln der Zwiebeln und den Vierecken der Stangen¬ 
bohnen. Zwischen den Obstbäumen sind Leinen ausgespannt, an 
denen kleine Hemden und bunte Strümpfchen hängen. Auf den to 
Dächern in ihren Nestern stehen die Störche. Vor den Türen der 
Häuser spielen Kinder und Kätzchen. Man sieht auf den kleinen 
Kirchhof mit den aus dem Grün hervorglänzenden weißen Steinen, 
auf dem ein Geschlecht nach dem andern nach arbeitsamem, eng¬ 
umfriedetem Leben sich zur Ruhe legt. 15 
Wie hübsch ist der kleine Weiher, von Weidengebüsch um¬ 
geben und ganz bedeckt mit weißen Wasserrosen! Darüber schweben 
die schimmernden Libellen, die man sich vorstellt, da man sie von 
der Bahn aus nicht sehen kann. Die weißen Schmetterlinge aber, 
die über den Blumen der Grabenränder und Raine spielen, die 20 
sieht man. 
Das Fließ, das zwischen Kopfweiden hingeht, von denen der 
Ruf der Goldammer schallt, oder zwischen dichtem Erlengebüsch, 
das es verdeckt — wie lockt es, ihm nachzugehen, weit, weit, im 
Schatten zu ruhen und wonnige Kühlung zu atmen! Welche 25 
mächtigen Gewächse erheben ihre weißen Dolden aus dem Grase 
des Ufers, untermischt mit den roten Blütenähren des Weiderichs! 
Dann Kiefernwald, sonnendurchglänzt, und immer wieder 
Kiefernwald! Man glaubt den würzigen Duft zu spüren, den die 
Nadeln im heißen Sonnenschein ausatmen. Ab und zu öffnet sich 30 
gegen die Bahn hin ein durch den Wald führender, breiter, sandiger 
Landweg. Auf ihm erscheint eine Frau, die Reisig trägt, oder ein 
alter Landbriefträger, der den gewohnten Weg durch den Sand stapft. 
Vornehmer sieht die Chaussee aus, auf beiden Seiten mit 
Ebereschenbäumchen bepflanzt, deren Beerenbüschel im Herbst so 35 
prachtvoll korallenrot glänzen. Zuweilen fährt man durch eine 
unsäglich magere Heide. Aber in das Grau des Bodens hat die 
Natur wie mit roter Wolle die entzückenden Blumenkissen des wilden 
Thymians hineingestickt. Eine Schafherde weidet auf dem dürren 
Grunde. Bei dem Nahen des Zuges flieht sie auseinander, der 40 
Hund hinter ihr her, die bangen Tiere wegen ihrer Ängstlichkeit 
scheltend und schmähend. Nachdenklich sieht der Hirt dem Zuge 
nach. Denkt er an die Ferne, an märchenhafte Paläste und Gärten,
	        
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