Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen sowie für landwirtschaftliche Winter- und Ackerbauschulen

A. Haus und Heim, — des Mannes Ehr' und Wehr. 
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Ausbau. Dieser läßt sich im Sommer vollenden, so daß das neue Ge— 
bäude im August und September unbewohnt stehen kann. Bei fleißiger 
Lüftung trocknet es dann gänzlich aus, und damit nimmt dann auch täg— 
lich mehr der unangenehme und ungesunde Neubaugeruch ab, der allerdings 
erst durch das Bewohnen selbst gänzlich verschwindet. Diese Verteilung der 
Bauarbeiten auf die Jahreszeiten empfiehlt sich aus bautechnischen Gründen. 
Jedoch gibt es auch selbstredend manche andere Weisen der Bauausführung, 
die durch die verfügbare Zeit, durch das erforderliche Baukapital und 
andere Umstände geboten erscheinen können. Besonders sind diese bei 
einem Neubau auf dem Lande bestimmend. Auf keinen Fall ist aber ein 
überhasten zu empfehlen. 
2. Die Bauausführung nimmt gewöhnlich folgenden Verlauf: 
Nachdem der Bauherr mit dem Baumeister MArchitekten) den 
Entwurf vollständig festgestellt hat, muß der Bau bei der Polizeibehörde 
angemeldet und um die polizeiliche Erlaubnis zum Baue nachgesucht werden. 
Zu diesem Zwecke sind der Lageplan und die Baupläne in doppelter 
Ausfertigung einzureichen. Die Behörde hat nämlich darüber zu wachen, 
daß durch den beabsichtigten Neubau niemand in seinen Rechten geschädigt, 
auch niemand an Leben und Gesundheit gefährdet werde. Inzwischen 
werden auch schon die einzelnen Arbeiten am Neubau an leistungsfähige 
Unternehmer vergeben. 
Ist die Bauerlaubnis erteilt, so beginnt die Arbeit auf dem Bau— 
platze gewöhnlich mit dem Graben eines Brunnens oder mit der Zu— 
leitung des so notwendigen Wassers. Die Anfuhr des Baumaterials ist 
dann die nächste Arbeit. Bruch- und Backsteine, Kalk und Sand u. ogl. 
häufen sich in zweckmäßiger Ordnung um den Platz herum, auf dem das 
neue Gebäude erstehen soll. 
Nun wird die Baugrube ausgeworfen; das Aufmauern der 
Fundamente oder Grundmauern beginnt. Das geht oft glatt und leicht 
von statten; zuweilen aber bereitet diese wichtige Arbeit unvorhergesehene 
Schwierigkeiten und Kosten, so daß oft mehr Geld in die Erde gesteckt 
werden muß, als über ihr verbaut wird. Eine sehr sorgfältige Unter— 
suchung des Baugrundes sollte bei beabsichtigtem Baue niemals unterbleiben. 
Auf „Felsen bauen“ ist auch hier immer gut; doch ist auch der Felsen 
oft trügerisch, mit weichem Gesteine, Lochern und Höhlen versehen, die 
besondere Sicherungsarbeiten nötig machen. Wasserreichtum des Grundes 
bei tiefer Lage, hoher Stand des Grundwassers u. dgl. machen kostspielige 
Vorkehrungen zur Trockenlegung und Befestigung der Baugrube nötig. 
Die Fundamente liegen; die Kellermauern wachsen empor; schon 
wölben sich die Kellerfenster zu. Wir sehen die „Kämpferansätze“, auf 
welche die Gewölbekappen der einzelnen Kellerräume sich stützen werden. 
Der Steinmetz, rechtzeitig mit Auftrag versehen, liefert die Sockelsteine; 
die Fenster des Erdgeschosses werden angelegt, und wir bekommen zum ersten— 
mal einen Begriff von der Ausdehnung und Größe des Hauses und seiner 
einzelnen Räume. Bald schließen sich auch die Fensterbbgen des Erd— 
geschosseßs und die Zimmerleute mit ihrer wohlvorbereiteten Balkenlage 
rücken an; die ersten geschlossenen Räume entstehen. 
Gehrig, Helmkampfu. Krausbauer, Lesebuch B Et.)3.
	        
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