Full text: Deutsches Lesebuch für Handelsschulen

übung dieser Tugend, und dureh nichts wird es leichter erschüttert 
als durch ihre Abwesenheit. Wer seine Verabredungen pünktlich 
innehält und niemanden warten läßt, zeigt, dab er Achtung für des 
andern Zeit, wie für seine eigene hat. Daber ist die Pünktlichkeit 
eine Art, unsere persönliche Hochachtung gegen diejenigen an den 
Tag zu legen, mit denen wir im Geschäftsleben zusammenkommen. 
Sie ist auch eine Art Glewissenhaftigkeit, denn eine Verabredung 
ist ein ausdrücklicher oder stillschweigender Vertrag, und wer ihn 
nicht hält, briebt sein Wort, geht unredlich mit anderer Loute Zeit 
um und leidet auf diess Weise unfehlbar Schaden an seinem guten 
Rufe. Man kommt natürlieh zu dem Sehblusse, dab, wer nachlässig 
mit der Zeit ist, es auch mit dem Geschäft sein wird, und dab 
man ihm also keine wiehtigen Angelegenbeiten anvertrauen darf. 
Als der Sekretür Washingtons, des ersten Präsidenten der nord- 
amerikanischen Preistaaten, sich bei ihm wegen Zuspätkommens 
mit der Ungenauigkeit seiner Uhr entschuldigte, sagte ihm sein 
Herr ganz rubig: „Dann müssen Sie sich entweder eine andere 
Uhr oder ieh mub mir einen anderen Sekretär anschaffen“. 
Woer nachlässig mit der Zeit und ihrer Benutzung ist, wird 
gewöhnlick die Gemütsruhe anderer beständig stören. Lin jeder, 
mit dem der Unpünktliche zu tun hat, wird von Zeit zu Zoeit in 
einen fieberhaften Zustand versetzt; der Unpünktlichæ kKommt ja 
beständig zu spät, ist regelmäbig nur in der Unregelmäbigkeit. 
Er kommt zu spãt in seinen Verabredungen; er erreicht den Bahn- 
hof, nachdem der Zug fort ist; er trügt seinen Brief auf die Post, 
wenn sie geschlossen ist. Auf diese Weise gerät jedes seiner Ge- 
schäste in Verwirrung, und jeder von den Betesligten wird verstimmt. 
Im allgemeinen haben Leute, die nie die rechte Zeit einhalten, aueh 
nie rechten Erfolg. Die Welt läbt sie beiseite liegen, und sie 
helfen die Zahl der Unzufriedenen und derer vermebren, die auf 
ihr Schieksal sehmähen. Samuel Smiles, Selbsthilfo. 
14. Ausdauer und Beharrlichkeit. 
Ausdauer und Beharrlichkeit lassen sich erklären als das 
stetige, unablässige Verfolgen eines Planes, für den Gewissen 
und Erfahrung sprechen. Es wäre unmoraliseh, einen Plan 
zu verfolgen, der Recht und Sitte widerstreitet, und törieht, der 
Verwirklichung eines Gedankens nachzustreben, der, wie das Leben 
beweist, zwecklos und überhaupt nicht ausfübrbar ist. 
Was Ausdauer und Beharrlichkeit vermögen, beweisen Tausende 
von Beispielen, von denen wir nur eins anführen wollen. Vin 
Kaufmann õffnete, erzählt man, seinen Laden eine Stunde früher 
als seine Konkurrenten. Mehrere Wochen verkaufte er kKaum für 
einen Groschen mehr als sonst, dennoch blieb er seinem Vor— 
haben treu, und der PDrfolg blieb nicht aus. Nach einer Reihe 
von Jahren konnte er sich mit einem anstündigen Vermögen zur 
Rube setzen. Seiner Ausdauer verdankte er sein Glück. 
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