Full text: Deutsches Lesebuch für Handelsschulen

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wie auch die erste Hauptsammlung der Kunst-⸗ und Naturgegenstände, 
welche jetzt im Grünen Gewölbe, im historischen und naturhistorischen 
Museum aufbewahrt werden, haͤuptsächlich in diese Periode fällt. 
Groß und allgemein war die Trauer im Lande, als „Mutter 
Anna 1385 und ein Jahr später „Vater August“ starben. Man 
findet ihre Grabstätten im Dome zu Freiberg, wo auch Moritz und 
Heinrich der Fromme ruhen. Sachsen verdankt diesem Fürstenpaare 
Mendlich viel, und die Nachwelt hält ihr Andenken heute noch in 
Ehren. Aus dem Lesebuch für Fortbildungsschulen. 
65. Die Ersindung des Porzellans in Europa. 
Am Ende des 15. Jahrhunderts wurde das chinesische Porzellan 
in Europa bekannt. Seit der Zeit begannen auch die Versuche, es 
nachzuahmen. Gleichzeitig kam in Italien die Herstellung der Majolika 
in Aufnahme und zu rascher Blůte; aber an Farbe, Feinheit und 
Festigkeit des Materials war dieselbe mit dem Porzellan nicht zu 
dergleichen. Vergebens bemühte man sich, ein gleiches europäisches 
Erzeugnis wie das chinesische Porzellan zu erfinden. Es handelte sich 
Un die Herstellung einer gleichen feinen und weißen, harten Masse, 
welche das stärkste Feuer aushält, durchscheinend und undurchdring⸗ 
lich ist, vom Stahl sich nicht rißen läßt, in heißem Wasser nicht 
sptingt, ihre Glasur nicht abstößt, weil fie mit der Masse eins ist, 
und endlich auf und unter der Glasur eine Fülle und Kraft der 
Farben bietet, welche der Majolika unerreichbar scheint. Das sind 
Eigenschaften, welche auf der Verbindung mil einer weißen Erde be⸗ 
ruhen, welche die Chinesen — und wir nach ihnen — Kaolin nennen. 
Wo kein Kaolin, da ist kein Porzellan. 
Daß die Versuche, das Porzellan zu erfinden, nicht aufhörten, 
zeigen uns die Delfter Fayencen, ein blühender Industriezweig, im 
6. Jahrhundert entstanden, der das blauweiße Nankingporzellan nach⸗ 
zuahmen suchte, aber nicht entfernt die Härte und Dauerhaftigkeit 
desselben besaß. So versuchte es auch um 1700 in Dresden ein 
Chemiker oder Alchimist, Walter von Tschirnhaus, der im Dienste 
August des Starken stand Und für den Kurfürsten Gold machen 
boule. Da es ihm allein nicht gelingen wollte, so nahm er einen jungen 
Mann als Gehilfen an, der sich bisher als Apotheker mit Chemie 
abgegeben hatte, und, sei es Zufall, sei es Genie, diesem gelang es, 
was dem Meister versagt war. 
Johann Friedrich Böttcher, der wirkliche Erfinder des Porzellans, 
war im Jahre 1682 in Schleiz geboren. Früh kam er nach Berlin, 
das Apothekergewerbe zu erlernen und schon hier scheint er durch 
kühne alchimistische Versuche die Aufmerksaimkeit auf sich gezogen zu 
haben. König Friedrich J. suchle ihn in Verlin festzuhalten. Er aber 
ntzog sich dem und flüchtete nach Wittenberg in die sächsischen 
en d Gsos nach Dresden, wo ihn Kurfürst August der Starke
	        
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