II. Geschichte und Derfassungskunde.
Grescliiclite Deutschlands.
§. 1. Vor etwa 2000 Jahren war Deutschland mit ausgedehnten
Waldungen bedeckt. Es hatte ein rauhes Klima. Seine Bewohner, die
alten Deutschen, unterschieden sich von anderen Völkern durch ihre
Grösse, ihre blauen Augen nnd ihr blondes Haar. Die freien Männer
beschäftigten sich vorzugsweise mit Jagd und Krieg. Die Haus- und
Landwirtschaft überliessen sie den Frauen und Unfreien. — (Tugenden
und Fehler unserer Vorfahren).
§. 2. Die alten Deutschen verehrten in heiligen Hainen Wodan
(Allvater), ihren obersten Gott, Donar, den Gott des Donners, und andere
Götter. Sie glaubten an eine Fortdauer nach dem Tode (Walhalla, Heia).
§. 3. Zur Zeit der Geburt Christi hatten die Körner bereits den
südlichen Teil Deutschlands erobert. Sie wollten ihre Herrschaft auch
auf das nördliche Deutschland ausdehnen. Aber der tapfere Cherusker¬
fürst Hermann vernichtete im J. 9 n. Chr. im Teutoburger Walde
die von Varus geführten römischen Legionen und wendete dadurch die
Gefahr, römisch zu werden, von Deutschland ab.
§. 4. Unter den Völkern Europas entstand im 4. Jahrhundert eine
allgemeine Bewegung, die grosse Völkerwanderung. Sie wurde
durch den siegreichen Einbruch der Hunnen, eines wilden asiatischen
Nomadenvolks, in das Abendland hervorgerufen und dauerte 200 Jahre
lang. Viele, meistens germanische Volksstämme verliessen ihre bisherige
Heimat und suchten sich neue Wohnplätze. Deutsche Völker drangen
in das römische Reich ein und führten den Untergang des weströmischen
Reiches herbei. (Alarich, Attila, Odoaker, Theodorich).
§. 5. Chlodwig, ein kluger und thatkräftiger Fürst der Franken
(482—511), gründete das Frankenreich, welches fast ganz Gallien und
das Rheingebiet umfasste. Sein Sieg über die Alemannen bei Zülpich
496 hatte den Eintritt Chlodwigs und vieler Franken in die christliche
Kirche zur Folge. Zur Ausbreitung des Evangeliums kamen nun viele
gottbegeisterte Glaubensboten, meist aus England und Irland, in das Fran¬
kenreich und nach Deutschland. Vor allen zeichnete sich der Brite Win¬
fried oder Bonifacius (716—755), der Apostel der Deutschen, aus. Er
wurde wegen seiner grossen Verdienste zum Erzbischöfe von Mainz er¬
nannt. Im hohen Alter verkündete er noch den heidnischen Friesen das
Evangelium. Hier fand er den Tod des Märtyrers bei Dokkum.
§. 6. Uber das von Chlodwig gegründete Frankenreich regierte von
768 — 814 Karl der Grosse. Er war ein weiser Regent. Sein Streben
ging dahin, die germanischen Völker politisch und kirchlich zu einigen.
Auf jede Weise suchte er ihre Bildung und Gesittung zu heben. Karl war
aber auch ein grosser Kriegsheld und glücklicher Eroberer. Er ver-