Full text: [Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband])

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Mãdehen zu ihm gebracht ward, führte er es in eine 
Kammer, die ganz voll Stroh lag, gab ihr Rad und 
Haspel und sprach: „Jetzt mache dich an die Arbeit, 
und wenn du diese Nacht durch bis morgen früh 
dieses Stroh nicht zu Gold versponnen hast, so mußt 
du sterben!“ Darauf schloß er die Kammer selbst zu, 
und sie blieb allein darin. 
Da saß nun die arme Müllerstochter und wußte um 
ihr Leben keinen Rat; sie verstand gar nichts davon, 
vie man Stroh zu Gold spinnen konnte, und ihre Angst 
ward immer größer, so daß sie endlich zu weinen an- 
fing. Da ging auf einmal die Tür auf, und ein kleines 
Mãännechen trat herein und sprach: „Guten Abend, 
Jungfer Müllerin! Varum weint Sie so sehr?«“ — 
„Ach,“ antwortete das Mädchen, „ieh soll Stroh zu 
Gold spinnen und verstehe das nicht.“ Da sprach 
das Männchen: „Was gibst du mir, wenn ich dir's 
spinne?“ — „Mein Halsband,“ sagte das Mädechen. 
Das Männchen nahm das Halsband, setzte sich vor 
das Rãdcehen, und schnurr, schnurr, schnurr! dreimal 
gezogen, war die Spule voll. Dann steckte es eine 
andere auf, und schnurr, scehnurr, schnurr! dreimal 
gezogen, war auch die zweite voll. Und so ging's 
fort bis zum Morgen; da war alles Stroh versponnen, 
und alle Spulen waren voll Gold. 
Bei Sonnenaufgang kam schon der König, und als er 
das Gold erblickte, erstaunte er und freute sich; aber 
sein Herz ward nur noch goldgieriger. Er ließ die 
Müllerstochter in eine andere Kammer voll Stroh 
bringen, die noch viel gröber war, und befahl ihr, das 
auch in einer Nacht zu spinnen, wenn ihr das Leben
	        
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