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38. Was der Mond erzählt.
2. Chi1. Andersen. Bilderbuch ohne Bilder. 6. Ausl. Leipzig. 0. J. L. Wiedemann.
Heute abend, sagte der Mond, blickte ich durch ein Fenster,
vor welches kein Vorhang gezogen war, denn es wohnt niemand ge¬
genüber. Ich sah ein kleines Mädchen; es ist nur vier Jahre alt,
kann aber sein Vaterunser beten so gut wie irgend einer. Ich blickte
über die Lampe weg in das Bette der Kleinen, wo sie auf dem seinen
weißen Überzug lag, die Händchen gefaltet und das kleine Gesicht
ganz ernsthaft und andächtig; sie betete laut das Vaterunser. Die
Mutter saß an seinem Bette und hörte es beten, dann bekam es einen
Kuß, und die Mutter blieb sitzen, bis die Kleine einschlief. Das
geschah so schnell, als sich nur die Augen schließen konnten.
39. Gute Nacht!
Julius Sturm. Das Buch für meine Kinder. 2. Ausl. Leipzig. 1880. Alfons Dürr.
1. Abend ist’s, es schloß zur Ruh
leis den Kelch die Blume zu,
und das Yöglein in dem Hain
nickte, müd’ vom Singen, ein.
2. Draußen weht ein kalter Wind,
husch, ins warme Bett geschwind!
Schließ die müden Augen zu,
schlafe nun, mein Kind, auch du!
3. Doch sprich erst noch dein Gebet,
dazu ist es nie zu spät.
Gottes Engel halten Wacht;
einen Kuß noch, gute Nacht!
40. Morgengebet.
Friedrich Güll. Kinderheimat in Liedern. Gütersloh. 1875. C. Bertelsmann.
1. Ich thu' die hellen Augen auf
und schau', o Gott, zu dir hinauf.
Du hast mich in der dunkeln Nacht
sanft schlafen lassen und bewacht.