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5. Und vom Trünke heiser
Ruft er jetzt und lacht:
„Das erst ist der Kaiser,
Wer den Kaiser macht;
Eid und Treue brechen,
Thaten wir es allein?
Hoch! Der König der Tschechen,
Herzog Wallenstein!" —
6. Burg- uud Schloßbewohner
Ruhen. Da sieh, in Stahl,
Buttlersche Dragoner
Dringen in den Saal;
Buttler selbst, im Helme,
Tritt an den Jllo: „Sprich,
Seid ihr Schurken und Schelme
Oder gut kaiserlich?"
7. Hei, da fahren die Klingen
Wie von selber heraus,
Von dem Pfeifen und Schwingen
Löschen die Lichter aus;
Weiter geht es im Dunkeln,
Nein, im Dunkeln nicht:
Ihrer Augen Funkeln
Gibt das rechte Licht.
8. Tertschka fällt; daneben
Kinsky mit Fluch und Schwur;
Mehr um Tod wie Leben
Ficht selbst Jllo nur,
Schlägt blindhin in Scherben
Schädel und Flaschen jetzt,
Wie ein Eber im Sterben
Noch die Hauer wetzt.
9. Licht uud Fackel kommen,
Geben düstern Schein;
Ineinander verschwommen
Blinken Blut und Wein;
Überall im Saale
Leichen in buntem Gemisch,
Stumm vor seinem Mahle
Sitzt der Tod am Tisch.
10. Buttler aber wie Wetter
Donnert jetzt: „Laßt sie ruhn!
Das sind erst die Blätter,
An die Wurzel nun!"
Bald in Schlosses Ferne
Hört man's krachen und schrein —
Schau nicht in die Sterne,
Rette dich, Wallenstein I
Theodor Fontane.
Gedichte. 1889». S. 206 ff.
69. Der Sieger (1683).
1. Es sitzen zu Wien im Kaisersaal
Die Fürsten und Helden in reicher Zahl.
2. Sie haben entsetzt die bange Stadt,
Nach der so gelüstet den Heiden hat.
Z. Und als nun zu Ende das reiche Mahl
Und freudig geleeret der Siegspokal,
4. Spricht einer: „Genug nun mit Sang und Klang;
Nun sagt, wer die beste Beute errang?"
5. Entgegnet ein Pole: „Des Sultans Gold
Hab' ich mir aus seinem Zelte geholt."
6. Ein Lothringer drauf: „Sein stolzes Panier
Erkämpft' ich mit blutigem Degen mir."
7. Ein Wiener sodann: „Manch reiches Gewand
Entriß ich den Flücht'gen mit dieser Hand."
8. Ein andrer: „Gewaffen, so Helm als Speer,
Errang ich und derlei Gezeugs noch mehr."
9. Ein fünfter: „Ich wählte in aller Eil'
Kamele und Pferde zu meinen! Teil."