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Jugendleben, und in wechselnder Bilderfolge zieht die ganze Lebensgeschichte
des großen Friedrich, die kriegerische und die Friedensarbeit dieses herr—
lichen Preußenkönigs, erläutert von den Worten des Erzählers, vorüber.
Bald unterbricht die Erzählung der Frauenchor mit dreistimmigem Gesang,
oder bei dem Bilde, das den Tod Kattes, des Freundes des jungen Friedrich,
darstellt, erklingt in vierstimmigem Gesang das alte deutsche Volkslied: „Es
geht bei gedämpfter Trommel Klang.“ As der General von Schwerin an
der Spitze der Truppen, die Fahne in der Hand, den Heldentod für König
und Vaterland stirbt, schmettern die Posaunen den alten Hohenfriedberger
Marsch.
Wie lebenswahr ist das Bild, das die Generale, versammelt um ihren
König, darstellt, als sie jeder einen Verteidigungsplan aufstellen sollen gegen
den Feind, der unser Preußen-Vaterland von vier Seiten bedroht. Flugs
tritt ein Jüngling vor die Versammlung und spricht das schöne Gedicht, in
dem der Zieten sagt: ‚Der Klecks in der Mitte bin ich‘ und damit in alter
deutscher Weise betont, daß der deutsche Mann, ob der Feind von links oder
rechts, vorn oder hinten einfällt, immer gewappnet sein muß, das Vaterland
zu schirmen. Und als die Pasewalker Kürassiere mit den 67 erbeuteten
Fahnen im Bilde erschienen, da klopfte jedem das Herz höher, da war
jeder in der Versammlung stolz, ein Deutscher zu sein, und mnächtig er—
klang unser Lied: ‚Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der
Welt.“
Zu solchen Veranstaltungsabenden wirken dort eben alle mit, der Guts—
besitzer, der Bauer und der Landarbeiter, der Geistliche und die Lehrer, die
Alten wie die Jungen; und wenn sie so einmütig zusammen arbeiten, dann
läßt sich überall ein solches Fest jederzeit veranstalten.
Da es Winter war, und der Winter, namentlich die Weihnachtszeit,
dem echten Deutschen die weihevollste Zeit des Jahres ist, wurde das Dorf—
fest in der Kirche beschlossen. Weit über das Dorf und die Winterlandschaft
hin erklangen die Kirchenglocken; hell erleuchtet war das Gotteshaus, mit
Tannengrün und Weihnachtsbäumen geschmückt. Wuchtig setzte die Orgel
ein, und stehend sang die Gemeinde den alten Weihnachtschoral:, Vom Himmel
hoch da komm' ich her.“ Dann erloschen die Kerzen; die Kirche lag im
Halbdunkel, und vorn am Altar erglänzten in langsamer Folge die Bilder,
die das Leben unseres Herrn Jesu darstellten. Nach den Worten der Bibel
erzählte der Pfarrer zu jedem Bilde das Stück Lebens- und Leidensgeschichte
Jesu, und zu den Bildern erklangen, bald vom vierstimmigen Männerchor,
bald vom Frauenchor, bald von der ganzen Gemeinde gesungen, und
einmal in rührender Weise vom Alar her von dem Kinderchor, die alten
deutschen Weihnachtslieder, die eben nur unser deutsches Volk zu eigen hat.
Eine tiefe Weihestimmung lag über der ganzen Gemeinde, und unvergeßlich
wird jedem, der daran teilnahm, dieses Winterdorffest sein. —
Nun rührt auch ihr die Hände; denn wenn die Jugend, die auf dem
Lande aufwächst, treu der Heimat bleibt und feststeht zu den Alten, dann