Full text: Lesebuch für die ländlichen Fortbildungsschulen der Provinz Ostpreußen

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durch anhaltenden Ernst und genaue Aufmerksamkeit. Darum probiere es 
immer mit Güte, du kommst mit ihr am weitesten. 
Mißhandle und mißbrauche nie ein Tier! Reizbares, jähzorniges Wesen 
ist ein großes Übel und bringt besonders dem Landwirt viel Unheil. Es 
entehrt den Menschen und Christen und reißt zu abscheulichen Schimpf— 
worten und schändlicher Tierquälerei hin. Wer sein Spannvieh, ohne ihm ge— 
höriges Futter und die nötige Ruhe zu gönnen, abquält, wer ihm über— 
große Lasten zumutet und es durch rohe Schläge und Mißhandlungen zur 
Anstrengung seiner letzten Kräfte zwingt, sinkt selbst auf die Stufe des Tieres 
herunter, und ein solcher „Viehschinder“ wird von jedem ordentlichen Menschen 
verachtet. Auch das Hetzen des Schlachtviehes mit bissigen Hunden, das 
sogenannte Ausgraben der Hörner bei den Ziegen, das qualvolle Kreuzweis— 
binden der Kälber u. dgl. ist schlimme Roheit und Sünde. 
Kranke Tiere pflege sorgfältig! Mit Sorgfalt und Aufmerksamkeit 
kann oft größeres Übel verhütet werden, ebenso durch rechtzeitige Schonung 
und zweckmäßige Pflege. Hüte dich vor den Pfuschern, und rufe lieber gleich 
einen tüchtigen Tierarzt zu Hilfe. Es nützt dir mehr, einem solchen eine Mark 
zu zahlen, als dem unwissenden Quacksalber einen Pfennig. 
Überlegst du alles vernünftig, so siehst du gleich ein: das Wohl des Tieres 
hängt mit deinem eigenen Vorteil aufs genaueste zusammen. Je besser 
sich deine Haustiere befinden, je mehr sie leisten und je schöner sie gedeihen, 
desto mehr Nutzen bringen sie dir. Der Rohe, der seine Tiere vernachlässigt 
oder ruiniert, tut sich selber am wehesten. Darum schone und pflege deine 
Tiere schon um ihretwillen, besonders aber um deiner selbst willen. 
Der Gerechte erbarmt sich seines Viehes; aber das Herz des Gottlosen 
ist unbarmherzig. 
Friedrich von Tschudi. (Landwirtschaftliches Lesebuch.) 
41. Stallordnung. 
„Je mehr du wirst die Tiere pflegen, 
desto mehr wächst deinem Hause Segen.“ 
1. Sei dem Tiere ein Freund und nicht ein Peiniger. 
2. Halte im Stalle Reinlichkeit und gute Ordnung. Bekämpfe das 
Ungeziefer. 
3. Sorge dafür, daß im Stalle zu jeder Jahreszeit gute, reine Luft, 
Licht und genügender Raum ist. — Halte in der Fütterung die Zeit genau 
ein; halte aber auch Maß in der Fütterung, doch sei das Futter vollständig 
hinreichend. Sorge für gesundes Futter und reines Trinkwasser. 
4. Reinige täglich die Krippen und Tröge, aus denen die Tiere ihre 
Nahrung nehmen, ebenso die Trinkgeschirre, denn dadurch wirst du mancher 
Krankheit vorbeugen. Vor dem Melken wasche deine Hände, reinige jedesmal 
das Euter des Milchtieres und halte das Milchgeschirr blank.
	        
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