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Schmarotzertiere und ⸗-Pflanzen). Alle unsere Feldfrüchte werden von Krank—
heiten heimgesucht. Die meisten derselben treffen bloß einzelne Pflanzen,
und so bleibt ihr Nachteil meist glücklicherweise gering. Leider fehlt es auch
nicht an solchen Krankheiten, die sich allgemeiner verbreiten und dadurch
dem Landwirt oft genug großen Schaden bereiten. Solche Krankheiten sind:
Brand, Rost, Mutterkorn, Meltau und vorzüglich die mit Recht ge—
fürchtete Kartoffelkrankheit.
Der Brand, der vorzugsweise den Weizen, den Hafer, die Gerste und
den Mais heimsucht, ist ein schrecklicher Feind des Landmannes, eine wahre
Seuche für die von ihm befallenen Getreidearten. Man unterscheidet zwei
verschiedene Arten desselben, nämlich den Stein- oder Schmierbrand
und den Staube oder Flugbrand. Der Steinbrand zerstört die Körner
und füllt die Ähren des Weizens mit einem stinkenden, schwarzbraunen Pulver,
das sich beim Ausdreschen des Weizens gern an die Körner desselben anhängt.
In geringer Menge schon vermag er dem Weizen eine schwärzliche Farbe zu
geben und macht ihn ungewaschen zum Vermahlen nicht geeignet. Weniger
schädlich ist der Staubbrand; denn der schwarzbraune Staub wird vom
Winde leicht weggeweht, kommt daher selten mit in die Scheune, und wo
das auch der Fall ist, setzt er sich doch nicht leicht an die Körner.
über die Natur des Brandes weiß man folgendes: Er besteht aus
kleinen, nur durch das Mikroskop erkennbaren Pflanzen, aus dem Brandpilz.
Die Pilze pflanzen sich durch Keimkörner, Sporen genannt, fort. Letztere
treiben Keimschlauche, die sich in das Gewebe der jugendlichen Keimpflanze
einbohren und fortwachsen. Der Ort, an welchem das Pilzgewebe endlich zur
Sporenbildung kommt, ist gewöhnlich der Fruchtknoten, dessen Gewebe sie
völlig zerstören. Der Staub-⸗ (Flug⸗) brand ist namentlich auf Hafer sehr häufig,
der Slein- oder Schmierbrand findet sich auf Weizen.
Erfahrungsmäßig steht es fest, daß die Auswahl eines in jeder Be⸗
ziehung tadellosen Samens das beste Vorbeugungsmittel gegen den Brand
des Getreides ist. Gegen den Steinbrand wendet man die Bordelaiser Brühe
mit bestem Erfolge an. Professor Frank gibt dafür Anweisung: In 20001
lauwarmem Wasser löst man 4kg Kupfervitriol und 4kg Atzkalk auf. In
diese Lösung schüttet man das Saatgetreide hinein und läßt es zwölf bis
sechzehn Stunden darin. Dann trocknet man die so gebeizten Körner durch
fleißiges Umschaufeln und sät sie möglichst bald aus.
Der Rost ist eine dem Brand ähnliche Krankheit und rührt gleichfalls
von einem mikroskopischen Pilze her. Der Rostpilz befüllt vorzüglich die
Blätter und Halme, doch dringt er häufig bis in die Ähren Er
raubt der Pflanze den Saft, welchen sie zum Wachstum und zur
Fruchtbildung nötig hat. Die Pflanze kränkelt und verkümmert deshalb,
und die Fruchtkörner vermögen sich nur sehr unvollkommen zu entwickeln. Bis
jetzt hat man noch kein Mittel gegen den Rost gefunden. Das Wetter übt
auf das Keimen der Rostsporen einen großen Einfluß; so sehen wir ihn z. B.
in naßkalten Sommern häufig. Auf einzelnen Feldern wird das Getreide
auch eher rostig als auf anderen. Da die Sporen des Rostes auf wildwachsenden
Pflanzen, wie Berberitze, Huflattich, Quecken, den Rauhkräutern, überwintern,
De muß der Landwirt diese Pflanzen auszurotten suchen. Das rostige Stroh