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72. Der Landmann muß seinen Boden kennen.
An einem schönen Nachmittage im Monat Juni ging Weidmann in
Begleitung seines Sohnes Fritz auf das Feld, um zu sehen, wie die Saaten
standen. Es hatte schon lange nicht geregnet, und der Vater fürchtete, daß
die Saaten Schaden leiden würden. Der Weg führte sie zuerst durch prüchtige
Weizenfelder. „Diese Felder,“ sagte der Vater, „haben durch die Trockenheit
noch wenig gelitten, aber auf dem Sandboden jenes Hügels werden wir
jedenfalls schlechtere Früchte finden.“
Sohn: Wie kommt deun das, Vater; du hast doch auf allen Feldern gut
gedüngt?
a) Lehmboden — milder Boden.
Vater: Das liegt an der Zusammensetzung des Bodens. Siehe, der Acker,
über welchen wir gehen, besteht etwa zu ), aus Ton und zu aus
Sand. Ver Sand macht den Boden locker. Nimm ein Stückchen von
dem Boden in die Hand und zerreibe es; was merkst du?
Sohn: Es läßt sich zerdrücken.
Vater: Zerreibe eins von den Stückchen zwischen den Fingern; was fühlst du?
Sohn: Ich fühle Sandkörnchen zwischen den Fingern und sehe dazwischen
dunkeln Staub.
Vater. Der Staub ist der Ton, welcher sich im Acker befindet. Eine Mischung
von Sand und Ton nennt man „Lehm“. Der Ton nimmt viel Wasser
auf und hält es lange fest; häufig ist auch der Untergrund unter der
Ackerkrume lehmhaltig und läßt das Wasser nur langsam hindurchsickern.
Daher enthält dieser Boden immer noch etwas Feuchtigkeit, obwohl es
lange nicht geregnet hat. Der Sand macht den Boden locker und erwärmt
ihn Wenn du ein Stückchen Ton und eine gleiche Menge Sand von der
Sonne bescheinen läßt, welches von beiden wird schneller warm werden?
Sohn: Der Sand wird viel schneller warm als der Ton.
Vater: Richtig! Weil nun dieser Acker schnell locker und erwärmt wird, kann
er im Frühjahr zeitig bearbeitet werden.
Sohn: Diese Felder gehören also, wie du schon manchmal gesagt hast, zu
unseren besten.
Vater: Gewiß! Dieser Boden ist gut. Er hat die richtige Mischung von
Ton und Sand; er leidet weder allzusehr von der Trockenheit noch von
der Nässe. Wenn er richtig gedüngt und bestellt wird, so gedeihen auf
ihm alle Pflanzen, die bei uns gebaut werden können. Was für Früchte
hast du auf diesen Feldern schon gesehen?
Sohn: Es sind hier Weizen, Zuckerrüben, Raps, Klee und Kartoffeln gebaut
worden.
b) Tonboden schwerer Boden.
Unterdessen waren Vater und Sohn an den Rand des kleinen Baches
gekommen, welcher die Grenze des Bauerngutes bildete. Als Fritz hier ein
schönes Kleefeld erblickte, sagte er: Dieser Klee sieht sehr schön aus; er hat
duͤrch die Trockenheit noch wenig gelitten? Wie kommt das
Vater: Das liegt ebenfalls an der Zusammensetzung des Bodens. — Ist dir
beim Pflügen auf diesen Feldern nichts aufgefallen?