Full text: Frankfurter Lesebuch für Fortbildungsschulen

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„Alle Kränze und Ehren, die ich empfangen habe, lege ich 
demütig nieder vor dem Herrn.“ 
„Ich habe keine Zeit, müde zu sein.“ 
Friedrich III. (1888.) 
„Das Beispiel meiner Vorfahren wird mich an dem Cage, wo 
ich das Zepter halten werde, verpflichten, meinem Volke ein treuer 
Kõnig zu sein.“ 
„Lerne leiden, ohne zu klagen.“ 
Wilhelm II. Won 1888.) 
„Mein höchster Lohn ist, Tag und Nacht für mein Volk und 
sein Wohl zu arbeiten.“ 
„Ich will den Armen und Bedrängten ein Helfer sein.“ 
„Die höchste Pflicht des Herrschers ist, für die Erhaltung des 
Friedens zu sorgen.“ 
190. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. 
Der Dreißigjährige Krieg hatte Brandenburg an den Rand des 
Verderbens gebracht. Eine übermütige Soldateska saugte das Land 
aus, die kaiserlichen Feldherren hausten als Gebieter darin und erpreßten 
ungeheure Summen. Damals schwebte über Preußen die Gefahr eines 
ähnlichen Schicksals, wie es eine Reihe von deutschen Staatsgebieten 
nach dem Dreißigjährigen Krieg getroffen hat. Von den verheerenden 
Folgen des Krieges selbst zu Boden gedrückt, im Innern unter dem 
Druck der Adelsherrschaft seufzend, im Osten von Polen, im Norden 
von Schweden bedrängt, außerstande, sich selbst zu helfen, so drohte 
auch Brandenburg dem Los der Verkümmerung und Nichtigkeit zu 
erliegen, dem damals weit blühendere Teile Deutschlands verfallen sind. 
Daß dies nicht geschah, daß mitten in der Verödung und dem 
Verfall der ältesten und schönsten Fürstentümer Deutschlands auf diesem 
kargen, spät erworbenen Boden ein durch Arbeitskraft und Rührigkeit 
wie durch seine Waffenmacht gleich bedeutsamer Staat erwuchs, das 
war das weltgeschichtliche Verdienst Friedrich Wilhelms, des großen 
Kurfürsten. Er kam gerade noch zeitig genug zur Regierung, um die 
unglücklichsten Folgen der Politik seines Vorgängers abzuwenden, dem 
Kaiser wie den Schweden gegenüber eine selbständige Haltung zu ge— 
winnen und Hand anzulegen an die Neugestaltung des Landes, das erst 
durch ihn zu einem geordneten Ganzen umgeschaffen ward. Mußte er 
sich doch erst zum Herrn in seinem eignen Erbe machen, die Bande 
der Abhängigkeit von der habsburgischen Politik zerreißen, das Land 
von den äußern und innern Drängern befreien und die Lehnsherr— 
lichkeit Polens über Preußen abschütteln. Was bisher nur zerstreute 
Provinzen waren, ohne innern und zum Teil ohne äußern Zusammen— 
hang, nur zufällig dem Hause Hohenzollern gemeinsam untertan als
	        
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