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Dritter Teil. Unser Vaterland. 
pazen ertragen zu können, gibt Selbstvertrauen. Der Erziehung zur 
Nüchternheit gegenüber den im deutschen Volke weitverbreitelen 
hank zum Trunke wird die Bestrafung der Trunkenheit dienen. 
Im 20. Jahrhundert wird ein Kulturvolk nur zur Wahrung seiner 
Freiheit und Ehre, zur Verteidigung von haus und herd, zur Siche— 
rung seiner Lebensinteressen zu den Waffen greifen, und erst dann 
wird der Krieg ausbrechen, wenn alle Mittel zur friedlichen Ver— 
ständigung erschöpft oder ganz aussichtslos sind. Der Wille, den 
Frieden so lange als irgend möglich aufrecht zu erhalten, geht durch 
die ganze Kulturwelt und wie dieser Wille auch die Einsicht, daß 
sich jede Nation durch die heeresorganisation am besten ihren Frieden 
wahrt, die sie für die zweckdienlichste hält. Muß der Krieg erklärt 
werden, so wird es das Bestreben jeder Nation sein, die Entscheidung 
möglichst rasch herbeizuführen, weil die großen Massen der heutigen 
heere, welche die Blüte und Arbeitskraft der Nation enthalten, nicht 
auf lange Zeit entbehrt werden können, wenn nicht das ganze Leben 
des Volkes aufs schwerste geschädigt werden soll. Ob es bei den heuti⸗ 
gen Massenheeren gelingen wird, eine Entscheidung in so kurzer 
SZeit herbeizuführen, wie dies in den Jahren 1866 und 1870/71 der 
Fall war, ist zweifelhaft; nicht zweifelhaft ist es aber, daß dasjenige 
heer einen Vorsprung haben wird, dessen Kriegsvorbereitungen die 
denkbar besten sind. Diese Vorbereitungen so zu treffen, daß ein 
Erfolg im Kriege mit möoglichster Sicherheit erreicht werden kann, 
ist die Aufgabe unserer heeresverwaltung. 
Generalmajor August v. Reinhardt, 
Die Weltmacht des Sldates in „Schaffen und Schauen“. 
188. Unsere Flotte. 
1. Slotte und heer sind die beiden Glieder der deutschen Wehr— 
macht; aber keins kann des anderen entbehren. Wohl vermag die 
Slotte überseeischen Interessen vielfach Schutz zu gewähren, aber oft 
reicht ihre Macht allein dazu nicht aus. Wie das heer, das uns den 
Besitz des eigenen Landes sichert und dadurch der Flotte den Rückhalt 
gibt, an unserer Küste haltmachen und mit geballter Faust zuschauen 
müßte, wie draußen in der Welt deutsche Interessen zugrunde gehen, 
so muß die Flotte haltmachen an der Rüste des Feindes. Und wenn 
die Beherrschung der See nicht ausreicht, um ihm unseren Willen auf— 
zuzwingen, so muß sie, wie es bei den Unruhen in China geschah, 
sich darauf beschränken, der Armee die Brücke zu schlagen, damit diese 
das Werk vollende. 
2. Die See macht alle Nationen, die an ihr wohnen, zu 
Nachbarn und, je nach den dauernden Bedingungen der geographi— 
schen Lage oder den wechselnden Verhältnissen der Politik, zu 
Gegnern oder Verbündeten. Unsere Stellung als Seestaat 
wird bestimmt durch den Ellenbogenraum, den wir unseren See— 
interessen im Wettkampf der Nationen erringen können. hier—
	        
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