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reden, bald Streitigkeiten schlichten, bald Auftrãge annehmen und EFũr
jede Prage, für jedes Bedũrfuis haben sie ein Quskunftsmittel. die sind cde
nentbe eben Vernittler 2zwisehen Käufer und Verkäufer im Handel Ham-
burgs, wie aller groszen Handelsstadte. Jeden Tag vwerden Auktionen in
WVanen bel don bnen abgebalten, theils besnebt. Ganze Schiffsladungen
werden sogleieh naeh der Ankunft der Schiffe versteigert. Die obern Räume
der Bo d zu solehen Auktionen eingericbtet. Dort stebt der eben ange-
Lommne Schiffskapitän mit noch etwas gespreizten Beinen, als ob das Eest-
land dem unrubigeèn Weltweer gliche, den breiten Hut in die Augen gedrückt
und beide Hande in den Rocklaschen, vor seinem Rheder, einem jungen,
elegant gekleideten Manne mit sebönen, ernsten Zügen. Neben diesem
sein Bruder, en hübscher, von der tropischen Sonne gebräunter Kaufmann,
der wit reicher Ladung bereits mehrmals den Aequator passierte. Das
sind Kaufleute, dié kennen Welt und Leben! Ihr Blek sehweift über den
Ozean, wo sie Kontore, wie in Hamburg, besitzen, und vwo— ihr Name so
bekanut und geachtet und geehrt ist, vie in der Heimat. Da lernt man
erst recht erfalren, wie dureh den Kaufmann die Welt erschlossen wird, und
wie die von ihm ausgeworfnen Bäden die fernsten Erdtheile mit einander
verbinden.
Der Anblick Hamburgs Läszt nieht abnen, dasz diese tausendjahrige Stadt
vVormals ein Fischerdork War, und dasz aus armen Pischern unternehmende
Raufherren und Séefahrer wurden. Als im 13. Jahrhundert der Hansa—
bund entstand, ward Hamburg ein thätiges Gläed dieser über Länder und
Meere hberrschenden Stadteketteé; dureb lbn ward es erboben und zu seiner
Weltbedeutung gebraebt. Als aber die Hansa verfiel und das herrliche
Lũbeck, das Haupt derselben, bei solchem Unfalle sieh fast verblutete und
seinen Binflus2 gleleb andern Städten verlor, var Hamburg bereits so erstarkt,
dasz es jenes Ereignis nieht allein nieht füblte, sondern Sogar an Glanz und
Handelsmacht mit jedem Jahre gewann.
Und dennoch ist Hamburg zu verschiednen Zeiten mächtig bedrängt ge
wesen. Waren es in frübern Zeiten Seeräuber, s0 waren es spater, zur Zeit des
dreiszigjahrigen Kriegs, die Dänen, welehe Glückstadt erbauten, damit es
den Handel Hamburge zerstöre. Das Jabr 1806 brachte die reiehe Handels-
stadt in Napoleons Besitz, und Davousts tyrannische Herrschaft wird in den
Geschichtsbüchern Hamburgs immer fortleben. Damals sang der deutsehe
Dichter und Held Max v. Schenkendorf:
Lasz Hammen dich verzehren
o Hamburg, reich und sehön,
du wirst zu gröszern Phren,
dem Phönix gleich, erstehn.
Aber niemand hatte geglaubt, dasz dieser Sang Ahnung sei und einst zur
furehtbaren Virklichkeit sieh gestalten würde. Da brach der 5. Mai 1842
an. Eine Peuersbrunst, anfangs wenig beachtet, verbreitete sich bald über
einen bedeutenden Stadttheil. Die Elammen wütheten beinahe vier volle Tage
ununterbrochen mit sssteigendeèr Heftigkeit, und als das wüthende Element zum
Riesen geworden war und heftig vehende Westwinde es immer gewaltiger
anfachten, da war zu besorgen, dasz die reiche, schöne Stadt, von RHlammen
Verzehrt, zum Schutthaufen vwerden würde. Doeh die Hand des Allmächtigen
gebot den Flammen Einhbalt, nachdem 4219 EFeuerstellen gon ihnen verzehrt
Jorden vwaren. Ulter Gviesen befanden sieb 1749 Häuser, 1508 Säle,
488 Bôden, 479 Reller, 109 Speieher und 9 Stalle. Dem Phönix gleich ist
Hamburg aus der Asche neu und sehöner erstanden. Dureh seinen Velt-
handei besasz es die Mittel, auch ein solehes Unglüek zu verwinden. Sein
Jungfernstieg am Alsterbassin ist so groszartig und sehön, das⸗ selbst in den
grõsaten Stadten nur wenige schönere Plätze gefunden werden.