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erscheint jährlich dreimal an der Küste von Norwegen, aber der Hauptfang ge⸗
schieht im Februar. Es ist dies die Fruhlingsfijcherei sie liefert die größte
Wenge und die fetteste, größte At des Fisches. Zu dieser Zeit sind wenigstens
zweitausend Boote, die mit zwölftausend Menschen bemannt sind mit Herings⸗
fischerei beschäftigt. Die Fischer begeben sich Ende Januar auf die Inseln
hinaus, mieten Plätze und Hülten, thun sich in Gesellschaften zusammen und
bestimmen die Theilung lassen sich die Fischplätze anweisen wo sie ihre Netze
auswerfen sollen, treffen Velabredungen mit dem Empfänger ihrer Waare und
erwarten dann die Heringsschwärme, denen sie ungeduldig täglich bis ins Meer
hinaus entgegenfahren, um den lang ersehnten silberblauen Schein zu entdecken
welcher das Nahen der Beute anzeigt.
Jedes Boot hat sechsunddreißig Netze, die meisten zwei Faden lang und
einen Faden tief. Mehrere werden an einander geknüpft, und man stellt sie in
Reihen auf, mit Steinen unten beschwert und von Holzklammern oben gehalten.
Walen die Netze größer, so würden sie reißen, denn der Hering steht so dicht
zusammen, daß, wenn der Fang gut ist, in jeder Masche ein Fisch steckt. Dabei
ist seine Menge so ungeheuer, daß er zuweilen eine Wand bildet, welche
bis auf den Grund hinabreicht. Achtzehn Netze stellt jedes Boot und wirft die
andre Hälfte aus, sobald es die erfte mit dem Fange herausgezogen hat und
während nun jene sich wieder füllt, rudern die Fischer mit den armen Opfern
ihrer Schlauheit zum Strande, wo der Kaufmann wartet. Dort werden sie
gezählt und ihm überliefert. Schaluppen stehn bereit in deren Raum die Fische
geworfen werden, und sobald die Fahrzeuge gefüllt sind eilen sie nach Stavanger
oder Bergen
Don nun erbffnet sich ein neues Schauspiel. Arbeiter karren die Heringe
aus den Schiffen unter die weiten Durchgunge der Häuser. Hier sitzt eine
gehörige Anzahl Menschen größtentheils alte Frauen die mit dem Messer in
der Hand das Werk des Auskehlens verrichten. Die Karren werden bei ihren
Plätzen umgestürzt, so daß sie halb in Fischbergen vergraben sind, und sie er⸗
greisen den einen nach dem andern, schneiden ihm die Kehle auf und reißen mit
em kunstgemäßen Zuge Gedärm und Eingeweide heraus. Dann werfen sie
ihn in die bereitstehenden Tubben.
Sobald diese gefüllt sind werden sie von andern Arbeitern an den Plaß
des Einsalzens gefahren, die Heringe dort in die Fässer gepackt, mit der Salzlake
begossen, vom Böttcher geschlossen, und nun in den Magazinen aufgestapell
sind sie zur Ausfuhr fertig d bereit Man kann sich kaum einen Begriff von
der Lebendigkeit und Größe dieses Handels machen. Alle gewinnen dabei. Das
Holz zu den Tonnen kommt aus den Waͤldern, und die Eigenthümer derselben,
die Bauern, welche es heranfahren, die Handwerker, welche es verarbeiten, die
Frauen und Kinder, die den Hering kehlen, die Männer, welche ihn herbei⸗
schaffen, die Fischer und Schiffer, die Bootsleute und Rheder, vor allen aber
die Kaufleute theilen in den Vortheil.
Der Fang geht ununterbrochen vier Wochen lang und oft länger vor sich.
Immer neu drängt sich das unermeßliche Heer herauf an die Oberfläche. Geht
der Hering dicht an die Küste und in die Buchten derselben, so wird die Bucht,
wenn es irgend angeht, sogleich durch große Netze abgesperrt und dann sind
e die armen Eindringlinge verloren; sie werden mit Gemächlichkeit ausgefischt.
Auf diese Weise wird ein Fang oft ungeheuer reich. Man hat schon acht⸗ bis
zehntausend Tonnen aus einer Bucht gezogen, und ebensoviel waren erstickt
durch das gewaltsame Zusammendrängen der Thiere. Ohne nri kann man
nehmen, daß jahrlich an den Küsten Norwegens, Englands und Hollands und