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Kopf mit guter Weisheit drinnen und gute preußische Soldaten nothwendig
sind, wie den Fischen das Wasser, und kein Engländer oder Franzose soll über
uns Deutsche gebieten davor will ich allen Preußenkindern Degen und Pistolen
in der Wiege geben, damit sie die fremden Nationes aus Deutschland abhalten
helfen, denn wer da ein Dorf gutwillig attackieren läßt ist ein Kujon — aber
Geld braucht man auch dabei, und ich spare für die Zukunft — also haltet
wie bisher zusammen, und geht's einmal drauf, werden wir dabei sein mit dem
größten Plaäͤfsir von der Welt. Adjes, Happelius — bin zufrieden mit Ihm —
brave Wirtschaft hier.“ Er warf sich in den Wagen und dieser rollte mit
ihm davon. Das war eine Tagesfahrt Friedrich Wilhelms J.
Die prophetischen Worte des Königs sind in Erfüllung gegangen. Glänzend
hat sich die preußische Armee bewährt. Aber die ungeheuren Thaten dieses
ruhmvollen Heeres sind recht eigentlich der Schöpfung Friedrich Wilhelms zu
danken. Er ist der Gründer jener eisernen Disziplin welche die gewaltigen
Kraäͤfte zusammenhält; sein weitausreichender Verstand formte diese Bataillone
zuerst, mit denen sein großer Sohn die Siege erfocht, jene Bataillone, welche
noch heute der Schrecken ihrer Gegner sind, denn die Kraft, die Zähigkeit und
der pünktliche Gehorsam, treu bis zum Tod“ haben in ihnen fortgeerbt von
Geschlecht zu Geschlecht. Friedrich Wilhelm war es, der die Schulen — freilich
nach seiner einfachen Anschauung — hob, der hunderttausende hingab, um die
Kinder seines Landes schon damals auf eine Stufe der Bildung zu erheben,
welche die Bewohner vieler Länderstriche Europas heutzutage noch nicht erreicht
haben, und doch waren ihm lesen, schreiben und rechnen — die Bibel, der
Katechismus — die nothwendigsten Dinge, aber auf diesen Grundlagen baute
sich jene geistige Vervollkommnung aus, die unser Volk über andre stellt. Friedrich
Wilhelm war es, dessen hausväterlicher Strenge dessen Gewissenhaftigkeit und
kluger Berechnung es gelang eine Staatswirtschaft zu gründen einen Schatz
zu sammeln — eine Finanzverwaltung zu schaffen wie sie redlicher, geordneter
und bewährter in keinem Staate der Erde gefunden wird. Was wir heut
vermögen, danken wir zum großen Theil ihm.
14. Miedrich der Große.
a. Seine Jugendgeschichte
Ludwig Stacke.
Der Nachfolger Friedrich Wilhelms J. (1713 — 1740) war Friedrich II.
den die Geschichte den Großen nennt. Er war 1712 zu Berlin geboren;
seine Mutter war Sophia Dorothea, die Tochter Georgs L.. Königs von Eng—
land. Schon als Knabe entwickelte er die herrlichsten Anlagen des Geistes,
und seine Lehrer flößten ihm früh eine Vorliebe für französische Bildung, für
französische Sprache und Dichtkunst ein, was ihnen um so leichter gelang, als
die deutsche Sprache damals an Ausbildung hinter der französischen noch weit
zurückstand. Auch zur Musik verrieth der junge Friedrich große Neigung und
wurde ein Meister auf der Flöte. Dagegen haßte er den Zwang, mit dem
man ihn schon frühzeitig zu militärischen Uebungen anhielt. Aber gerade da—
durch erregte er den Unwillen seines Vaters, der mit Kummer bemerkte wie
die Neigungen des Sohnes mit den seinigen nicht übereinstimmten. Die Span—
nung zwischen Vater und Sohn nahm immer mehr zu und ebenso die Strenge,
mit welcher der Vater den Sohn behandelte. Als Oberstlieutenant bei dem
Leibregimente hatte er mit dem unablässigen Einüben der Truppen viel zu thun.