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Bild machen, um so weniger, da im letzten Jahrzehnt wesentliche Ver—
schiebungen gegen die früher geltenden Verhältnisse eingetreten find.
Den wichtigsten Grundstock des ganzen deutschen Handels bildet die
eigentliche Industrie. Schon die unentbehrliche Helferin aller Industrie, die
Steinkohle, ist für uns ein wichtiger Ausfuhrgegeüstand, indem wir an unsere
Nachbarländer, Niederlande, Belgien, Frankreich, Schweiz und Osterreich—
Ungarn, dem Wexte nach doppelt soviel liefern, als wir von England (da—
neben auch aus Osterreich-Ungarn und Belgien) beziehen (133,5 Millionen
Mark gegen 65,5 Millionen Mark). Doch stehen wir Ofterreich-Ungarn gegen⸗
über in Beziehung auf Brennstoffe zurück. Denn an Braunkohle, für die
jener Staat unsere einzige auswärtige Quelle ist, und Steinkohle geht mehr
von Osterreich nach Deutschland, als umgekehrt. Weil aber unsere Kohlenlager,
deren gesamter Vorrat von einer Seite auf 112 Milliarden Tonnen geschätzt
wird, sich hauptsächlich auf vier Gebiete erstrecken, das Saarbecken, das
Aachener Becken, das Ruhrbecken und den oberschlesischen Bezirk, so unterliegt
die Kohle auch für den Binnenverkehr einer ausgedehnten Verfrachtung.
Süddeutschland wird von Saar und Ruhr versorgt; in Berlin treffen sich
rheinische und schlesische Kohle in hartem Wettbewerbskampfe, und beide
kämpfen verzweifelt gegen den übermäßigen Wettbewerb der englischen Kohle
in unseren Hafenstädten; selbst die Vereinigten Staaten von Nordamerika
schicken sich erst in der letzten Zeit an, Kohle nach Deutschland zu liefern.
Wenn nun auch die Förderung der Kohle in Deutschland neunmal soviel
Hände beschäftigt wie die Förderung der Eisenerze, und wenn auch die so
erzielten unmittelbaren Werte sich wie 12: 1 verhaͤlten, so ist doch die wirt—
schaftliche Bedeutung des Eisens ungleich größer. Die Anzahl der mit der
Herstellung von Eisen und Stahl beschäftigten Arbeiter ist fast das Sechs—
fache von der in den Bergwerken Beschäftigten, und die Verarbeitung nimmt,
ganz abgesehen vom Maschinenbau, über 2 Million Menschen in Änspruch.
Deutschland besitzt nicht einmal Erze genug, um seinen Bedarf zu befriedigen.
Zwar führt es der Menge nach mehr Eisenerze aus, als es von draußen
bezieht, doch hat die Einfuhr fast den neunfachen Wert der Ausfuhr. Was
Deutschland an Maschinen und Eisen in allen Stufen der Bearbeitung aus—
führt, ist über 5 seiner Gesamtausfuhr. Es gibt fast kein Land auf der Erde,
wohin nicht deutsche Eisenwaren gingen; selbst England nimmt 30 Millionen
Mark Eisen und Eisenwaren aller Ärt von uns auf, während es etwa das
/ fache zurückschickt, der beste Beweis dafür, daß wir hier eine große Selb—
ständigkeit errungen haben.
Alle übrigen Metalle haben bei weitem nicht eine ähnliche Bedeutung
auf dem Weltmarkte, ganz besonders aber nicht für Deutschland, da es in
dieser Richtung ein armes Land ist. Mag auch das eine oder andere Metall
örtlich bedeutend auftreten, andere Staaten liefern immer ungemein viel
größere Mengen. Beachtenswert ist nur das Zink, das hauptsächlich in
Schlesien sowie bei Aachen gewonnen wird, weil Deutschland nächst Belgien
dem Weltmarkte die größten Mengen liefert, auf dem europäischen Markte
aber andere als belgische und deutsche Marken kaum in Betracht kommen.
Keine Industrie aber kann sich an wirtschaftlicher und Handelsbedeutung
mit der Gewebeindustrie messen. Leider muß Deutschland eine solche Menge
von Rohstoffen hierzu im Auslande kaufen, daß deren Wert bedeutend höher
ist als der sämtlicher Erzeugnisse, die zur Ausfuhr gelangen. Macht doch
die Einfuhr an Gespinstfasern über 1085 unseres gesamten Einfuhrwertes
aus. Die weniger entwickelten Staaten, zumal Südamerika. Südafrika und