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Bismarck. Als er in die Nühe des Kaisers kam, ritt er an ĩhn heran
und machte eine hurae Meldung, die ebenso huræ erledigt wurde. Darauf
ritt der Kaneler unter das Gefolge, das hinter dem Kaiser Stellung ge-
nommon hatte, und rũckte, sieh umsehend, unrulig im Sattel hin und
her. Ein Bebannter nũlerte sich ihm und fragte:
Durchlauoht wiünsclen?“
BBleistift und Papier
Ein in der Nähe stehender Schutæmounn dienteé damit.
Der Furat legte das erhaltone Blatt Papier auf den reehtoen Schenkel
und schrieb einigé Worte; dann sagte er, das Popier in die Hõhe haltend:
LEine Depèsehel Wer vill sie befördern
Meh, “ erwiderte der Frager.
PDanke,“ sagte der Pürst, „Sie dürfen sie auclo lesen.“
Die Depesche lautete: „An den deutsehen Vorpostenkommondeur (Spr.:
lommandòr) vor Paris. Nenn die franæösischen Porposten weiter
vorgehen, greifen Sie sie an.“
Miiten aus dem Truppeneinæugs-dubel gingen diese inhaltssehiveren
Worte hinaus nach FPranbreich, um im gegebenen Falle den Krieg wieder
aufeunelmen. Aber der Geschicklichseit des damaligen Militärbevoll-
mãchtigten Grofen von Woldersee war es æu danhen, daß die fran-
æösischon Vorposten, die die Scheidelinie nicht geachtet hatten, æurũcok-
geaogen wurdon.
So nahe lag damals der Krieg wieder, ohne daß das jubelnde Volh
und Militãr eine Ahnungqg davon hatte.
25. Wie Woltke Platz schaffte.
Bernhard Rogge.
Der 16. August des Jahres 1870 war ein drückend heißer Tag. Ein
dichter Staub legte sich auf alle, welche die Landstraße schmachtend dahinzogen.
Die letzten Wagen des Hauptquartiers der Zweiten Armee hatten Pont à
Mousson (spr.: Pongtamussong) noch nicht verlassen, als schon die ersten des
Großen Hauptquartiers eintrafen. Es ging nur langsam vorwärts, alle
Augenblicke wurde gehalten; denn die Straße war durch zahlreiche Kolonnen
gesperrt. Alle waren ungeduldig, man murrte überall, und die Führer
fluchten; aber vorwärts kam man doch nur ruckweise. Da sprach zwischen
das Donnern und Wettern plötzlich eine sanfte Stimme: „Herr Leutnant,
reiten Sie doch vor und schaffen Sie Platz! Vor der Stadt, jenseits der
Mosel, hält eine Kolonne stundenlang. Majestät kann nicht vorbei, nicht
vorwärts. Bitte, helfen Sie doch die Straße frei machen, indem wir hier
Raum geben.“ Dieser sanfte Sprecher, dessfen Helm und Rock mit finger—
dickem Staub bedeckt war, war Mollke, der von Schloß Herny (spr.: Erni)
kam, Staub und Hitze ertrug wie jeder Soldat und den verwirrten Knäuel
geduldig löste. Er fluchte nicht, wetterte nicht und donnerte nicht, aber er
schaffte Platz.
26. „Solange man jung ist.
Bernhard Rogge.
Am 26. Oktober 1870 feierte Moltke in
seinen 70. Geburtstag. Es konnte ihm zur Feier
bereitet werden, als daß an demselben Tage die
Lesebuch f. d. Kapitulantenschulen. II.
Versailles (spr.: Werßäj)
wohl keine größere Freude
Freudenkunde von der be—