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der Helden, die verborgenen Recken treten heraus, scheiden Tochter und Mutter,
ziehen die Segel auf, stoßen die Fremden aus dem Schiffe und gelangen nach
Hegelingen. Der verfolgende Hagen erscheint, ein Kampf erhebt sich, in dem
Hettel verwundet wird, Wate aber den Hagen besteht und der mit einer
Versöhnung endet. Nun sitzt Hilde mit hoͤher Ehre auf dem Brautstuhle,
und als ihr Vater scheidet, läßt er ihr eine jener Königstöchter, Hildburg
von Portugal, die Gespielin seiner Frau, zurück.
2. Die Geschicke der Eltern wiederholen sich wie ein Erbschicksal im
größern Maße bei ihrem Kinde. König Hettel gewinnt zwei Kinder, den
Ortwein, den der alte Wate erzieht, und Gudrun, der schönen Mutter schönere
Tochter. Um sie läßt Hartmut, König Ludwigs von Normandie Sohn,
werben, wird aber abgewiesen. Unerkannt besucht er den Hof, gibt sich der
Gudrun zu erkennen, die ihn aber weggehen heißt, obwohl sie ihm doch ge—
wogen ist. Dies hebt nachher ihre weibliche Tugend in ein höheres Licht.
Von da an denkt er darauf, die Schöne zu erwerben, sich an Hettel zu rächen,
ohne doch die Gunst der Gudrun darüber zu verlieren. Zu gleicher Zeit
hat ein König Herwig auch vergebens um sie geworben und sich darauf ent—
schlossen, mit den Waffen seine Werbung selbst anzubringen. Eines Morgens
ruft der Wächter von dem Turme Hetlels Mannen zu den Waffen, er sieht
den Helmglanz der Feinde. Herwig dringt in die Stadt, Gudrun aber
scheidet den Streit und wird Herwigs Braut. Als aber Vater und Bräutigam
im Kampfe gegen einen eingebrochenen Feind liegen, landet Hartmut, von
Spähern benachrichtigt, in Hegelingen und sendet zu Gudrun, die ihm ihr
Verlöbnis ankündigen läßt. Hierauf dringt er in die Stadt, raubt Gudrun
und Hildburg und läßt Hettels Stadt und Land verwüstet zurück. Hettel
und sein Heer verfolgen Hartmut und ereilen ihn auf dem Wulpenwert, wo
Hettel dem Vater des Hartmut erliegt, wo Wate wütet wie ein Eber und
manchen dahin bringt, wo er immer bleiben sollte, wo bis in die Nacht ge—
stritten wird, daß selbst die Waffen gegen die Freunde gekehrt werden. Am
andern Tage ist die Frage, ob die Feinde den Raben und Wölfen zur Beute
liegen bleiben oder begraben werden sollen; man rät, den Christen diese Ehre
anzutun; man singt den „Sturmtoten“ sorgfältig Messen und baut ihnen
ein Kloster auf dem Wulpensande. Die Hegelinger fahren heim; der gerade
Wate verkündet schonungslos ihr Mißgeschick und heißt Hilden ihre Klagen
lassen; sie erwecke die Toten damit nicht wieder; wenn das junge Geschlecht
erwachsen sei, dann wollten sie sie rächen.
3. Indessen sucht der alte Ludwig die gefangene Gudrun für Hartmut
zu gewinnen, und als sie ihn entschieden abweist, wirft er sie in die See,
aus der sie Hartmut bei den Haaren herauszieht. Da Gudrun nicht in die
Ehe mit Harkmut willigt, so zwingt sie Gerlinde, die wölfische Mutter Hart—
muts, die Dienste einer Wäscherin zu tun, ihre treue Hildburg teilt ihr
Schicksal, und niemand als Hartmuts Schwester Ortrun nimmt an ihr An—
teil. In Hegelingen aber ruüstet sich nach dem Verlaufe der Zeit auf Hildes
Betrieb ein neues Heer zur Rache. Sie landen nach einer gefährlichen Meer—
fahrt in der Normandie, waffnen sich, üben die Rosse, die sich „verstanden“
hatten, und Ortwein und Herwig, Bruder und Verlobter der Gefangenen,
gehen aus, als sich die Sonne senkt, Kunde über die Gefangene einzuziehen.
Den waschenden Jungfrauen erscheint am Strande in Vogelgestalt ein Engel,
der sie anredet und ihnen die Ankunft des Heeres und zweier Boten verheißt.
Die Sehnsucht, mit der sich die gerührte Gudrun, ehe sie für die freudige
Aussicht auf die Lösung ihres elenden Geschicks Sinn zeigt, nach ihrer Mutter,