Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

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vom flachen Lande gemietet und nach der Ernte wieder hinübergeschafft. 
Sonst wird das Heu in große Leinentücher fest zusammengebunden, in 
Booten bis an die Werft gefahren und dann auf den Köpfen zu Boden 
getragen. Eine harte, mühevolle Arbeit! Aber wie lebt der Halligbewohner 
auf, wenn er seinen Wintervorrat sicher geborgen hat, und mit dankbarem 
Gemüt hört er die Erntepredigt. Denn eine ungeheuchelte, echte Frömmigkeit 
wurzelt in den Herzen aller. Daher steht der Prediger in großem Ansehen 
und kann sich leicht Zutrauen und Anhänglichkeit seiner kleinen Gemeinde 
erwerben. Natürlich besitzt nicht jede Hallig ihren eigenen Seelsorger; noch 
jetzt haben Oland, Gröde und Häbel einen Prediger, der gleichzeitig Lehrer 
und Küster ist. Das Innere der Kirchen, wie z. B. von Oland und Gröde, 
ist sehr malerisch, aber nordisch herb und tiefernst. Die Wände sind hell 
getüncht, Kanzel und Gestühl geschnitzt und bemalt, und von der Decke hängt 
ein kleines Schiff herab. Auf Oland ist es das prachtvoll geschnitzte Modell 
eines dänischen Kriegsschiffes. Durch die Kirchenfenster geht der Blick aufs 
Meer und die vorbeiziehenden Schiffe, was dem schlichten Gottesdienst viel 
Stimmung gibt. Bei besonderen Anlässen, Begräbnissen und Hochzeiten, hat 
man Gelegenheit, alte Sitten zu beobachten, und dann bieten die Frauen in 
ihrer alten, malerischen Friefentracht ein anziehendes Bild. Große Be— 
deutung für die Halligfamilien haben die Frühjahrs- und Herbstmärkte in 
Husum, weil sie hier ihre Wirtschaftserträge an Butter, Käse, Fellen und 
Wolle sowie Tran und Seehundsfelle verkaufen und dafür andere Bedürfnisse 
einkaufen. 
6. Die Halligen erfreuen sich eines ungemein gesunden und kräftigen 
Klimas. Auch im Hochsommer sind windstille, unerträglich heiße Tage etwas 
sehr Seltenes; die See bringt stets einen frischen Lufthauch. Darum kann 
es außer auf dem Meer kaum eine gesündere, reinere Luft geben als auf 
den Halligen, die auch in der Regel von Seuchen ganz verschont bleiben. 
Bedarf man in dringenden Fällen eines Arztes, so muß er von den nächsten 
größeren Inseln mit dem Boot geholt werden. Sind just aänhaltende 
Stürme, so muß der Kranke sich tagelang gedulden, aber auch bei gutem 
Wetter dauert es eine geraume Zeit, bis ihm Hilfe zuteil werden kann. 
Fast gänzlich ausgeschlossen ist ärztlicher Beistand, wenn im Winter die 
Hallig von Eisschollen umgeben ist, und es kommt vor, daß die Halligen 
monatelang gänzlich abgeschlossen und ohne jede Verbindung mit der Außen— 
welt bleiben Die Hallig Hooge erfreut sich der Wohltat einer Kabel— 
verbindung. Zur Zeit der Ebbe kann man von verschiedenen Halligen die 
Nachbarinfel durch eine Wanderung übers Watt erreichen. Dies ist bei 
einiger Ortskenntnis zur Sommerszeit und bei beständigem Wetter ganz 
gefahrlos, aber im Herbst, wenn die Flut oft ungeahnt schnell steigt, bei 
plötzlich aufsteigendem Nebel oder gar im Dunkeln mit größter Lebensgefahr 
verbunden. Denn obschon die Angehörigen des Wattgängers, wenn Gefahr 
droht, vom Strande aus das weithin vernehmbare Nebelhorn blasen, bleibt 
es oft reiner Zufall, wenn er seine Hallig wiederfindet. Man berichtet 
von vielen Unglücksfällen. So erzählt Traeger über einen Vorfall, der sich 
vor Jahren bei Nacht auf dem Watt zwischen Nordstrand und der kleinen 
Hallig Südfall ereignete. Der Besitzer der genannten Hallig hatte sich zu 
Wagen mit Frau und Kindern nach der großen Insel begeben und einen 
Verwandten zurückgelassen mit dem Aufträge, des Abends eine brennende 
Laterne hinter einem Fenster aufzustellen. Als nun das Gefährt bei der 
Heimkehr in finsterer Nacht das Watt wieder erreicht hatte, bemerkten die
	        
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