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schaft schimpfen, es macht damit seinen Namen nicht gut; sein Tun hat
ihn längst schlecht gemacht. Ein solcher Name wird stundenweit bekannt,
man begreift nicht wie? Es ist eine wunderbare Sache um diesen Namen,
und doch betrachten ihn die Menschen viel zu wenig und namentlich die,
welchen er das zweite Gut ist, mit dem sie, verbunden mit der inwendigen
Gewohnheit, ein drittes, ein gutes Auskommen in der Welt, ein
viertes, den Himmel und seine Schätze erwarten sollen. Ich frage nun:
was für ein schlechter Tropf einer ist, wenn er schlechte Gewohnheit hat,
einen schlechten Namen und um Himmel und Erde kommt!
„Daher soll jeder, der in Dienst tritt, den Dienst nicht betrachten
als eine Sklavenzeit, den Herrn nicht als seinen Feind, sondern als eine
Lernzeit und den Meister als eine Wohllat Gottes; denn was sollten die
Armen, d. h. die, welche nur Zeit und Kräfte, also doch eigentlich viel
haben, anfangen, wenn ihnen niemand Arbeit und Lohn zu geben hätte?
Sie sollen die Dienstzeit betrachten als eine Gelegenheit, sich an Arbeit
und Emsigkeit zu gewöhnen und sich einen guten Namen zu machen unter
den Menschen. In dem Maße, als sie dem Meister treu sind, sind sie es
auch an sich selbst, und wie der Meister an ihnen gewinnt, gewinnen sie
selbst auch. Sie sollen nie glauben, nur der Meister ziehe Nutzen aus
ihrem Fleiße; sie selbst gewinnen wenigstens ebensoviel dabei. Kommen
sie auch zu einem schlechten Meister, sie sollen ja nie meinen, ihn zu strafen
durch schlechte Aufführung; sie tun damit nur sich selbst ein Leid an
und schaden sich innerlich und äußerlich. Wenn nun so ein Dienstbote
immer besser arbeitet, immer treuer und geschickter wird, so ist das sein
Eigentum, und das kann niemand von ihm nehmen, und dazu besitzt er
einen guten Namen, die Leute haben ihn gern, vertrauen ihm viel an, und
die Welt steht ihm offen. Er mag vornehmen, was er will, er findet gute
Leute, die ihm helfen, weil sein guter Name der beste Bürge für ihn ist.
Man achte doch nur darauf, welche Dienstboten man rühmt: die treuen
oder die untreuen? Gib acht, welche unter ihnen zu Ehre und Ansehen
kommen! Endlich will der Mensch Freude haben, besonders in der Jugend—
zeit. Haßt nun der Dienstbote seinen Dienst und ist ihm die Arbeit zu⸗
wider, so muß er eine besondere Freude suchen. Er fängt daher an zu
laufen, zu schwärmen, sich mit schlechten Sachen abzugeben und hat daran
seine Freude, denkt Tag und Nacht daran. Ist aber einem Knecht oder
einer Magd das Licht aufgegangen, daß sie etwas werden möchten, und
der Glaube gekommen, daß sie etwas werden könnten, so lieben sie die
Arbeit, haben Freude daran, etwas zu lernen und etwas recht zu machen;
Freude, wenn ihnen etwas gelingt, wenn das wachse, was sie gesäet, fett
werde, was sie gefüttert; sie sagen nie: was frage ich danach? was geht
das mich an? Ja, sie haben eine eigentliche Lust daran, etwas Ungewohntes
zu verrichten, etwas Schweres zu unternehmen; dadurch wachsen die Kräfte
am besten, dadurch machen sie sich die besten Namen. So haben sie auch
Freude an des Herrn Sache, seinen Pferden, seinen Kühen, seinem Korn,
seinem Gras, als ob es ihnen gehörte. Woran man Freude hat, daran