Full text: Hessisches Lesebuch für Fortbildungsschulen

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die ihrer Natur, ihren Eigenschaften nach sich ähnlich sind, verbinden sich 
gar nicht miteinander oder nur äußerst schwer. Eisen und Silber z. B. sind 
zwei Grundstoffe, die ihrer Natur nach viel AÄhnlichkeit miteinander haben, 
aber sie verbinden sich nicht chemisch miteinander. Dagegen hat Sauerstoff 
nicht die geringste Ähnlichkeit mit Eisen, und doch verbindet sich unter ge— 
eigneten Umständen Sauerstoff mit Eisen und bildet unseren gewöhnlichen 
Rost, der alles Eisen überzieht, wenn es der feuchten Luft ausgesetzt ist. 
A. Bernstein. 
138. Flüssige Gase. 
Die das Weltall zusammensetzenden Körper können fast alle sowohl 
fest, als tropfbarflüssig und gasförmig vorkommen, je nachdem verschiedene 
Temperaturen oder verschiedene Druckverhältnisse auf sie einwirken. Das 
Wasser z. B. ist uns nicht nur in dem tropfbarflüssigen Zustande bekannt, 
sondern auch gasförmig als Wasserdampf. So wie aber eine höhere Tempe— 
ratur das Wasser in den gasförmigen Zustand übergehen läßt, zwingt es 
eine niedere Temperatur, den festen anzunehmen, und sobald die Temperatur 
unter 00 sinkt, können wir diese Veränderung stets beobachten; wir nennen 
das Wasser im festen Zustande dann „Eis“. Diese veränderte Bezeichnung 
ist aber eine einzig dastehende Ausnahme; denn bei allen andern Körpern 
pflegen wir den Namen mit dem Kohäsionszustande nicht zu ändern, und 
das ist auch berechtigt, denn im chemischen Sinne ist der Körper kein anderer 
geworden, sondern genau derselbe geblieben. Betrachten wir als Beispiel 
hierfür eine große Gruppe von Körpern — die Metalle. Wir kennen sie, 
mit Ausnahme des Quecksilbers, bei den gewöhnlichen Temperatur-⸗ und Druck— 
verhältnissen unseres Planeten als feste Körper und verändern ihre Namen 
nicht, wenn wir sie durch erhöhte Temperatur — wie es tausendfach ge— 
schieht — zwingen, in den flüssigen Zustand überzugehen. Stets sprechen 
wir von Eisen, Gold, Zinn u. s. w, gleichgiltig, ob sich diese Metalle im 
festen, flüssigen oder gasförmigen Zustand befinden. 
Ist die Hitze das Hilfsmittel, welches wir anwenden, um einen festen 
Körper in den flüssigen, beziehungsweise gasförmigen Zustand überzuführen, so 
dient die Abkühlung dazu, Gase in flüssige oder in feste Körper zu verwandeln. 
Ein zweites Hilfsmittel ist der erhöhte Druck, dessen Erhöhung um so 
weniger notwendig ist, je niedriger die Temperatur ist, bei welcher das 
betreffende Gas zu einer Flüssigkeit verdichtet werden soll. Die Grenze 
aber, bei welcher die Gase in den flüssigen Zustand übergehen, hängt von 
den Eigenschaften der einzelnen Gase ab und ist daher bei den verschiedenen 
Gasen sehr verschieden. Sehen wir täglich, daß die auf der Erde herrschenden 
Temperatur- und Druckverhältnisse genügen, um z. B. den Wasserdampf 
flüssig oder fest werden zu lassen, so lennen wir zahlreiche andere Gase 
wiederum nur als Gase, und erst lünstlich erzeugte niedere Temperatur 
oder hoher Druck oder auch beides gleichzeitig ermöglichen es uns, diese Gase 
zu Flüssigkeiten zu verdichten. Noch bis zum Ausgange des vorigen Jahr— 
hunderts waren unsere Hilfsmittel nicht ausreichend, um alle bekannten Gase
	        
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