Full text: Hessisches Lesebuch für Fortbildungsschulen

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wirklich verwendet. Ein Luftmesser, ähnlich unsern Gasmessern, wird näm— 
lich vor jeder Maschine eingeschaltet und aus seinen Angaben der zu 
zahlende Betrag ermittelt. Jeder Luftmotor ist dabei zugleich eine Lüftungs— 
maschine, welche frische, reine Luft in die Werkstatt bringt; denn die Luft 
wird an der Zentralstelle durch große Siebe aus Baumwollenzeug ange— 
saugt und dadurch von Staub befreit. 
Wie schon bemerkt, hat die Luft infolge des Zusammenpressens eine sehr 
niedrige Temperatur, welche beim Austritt nicht selten 500 unter jener liegt, 
mit welcher sie in den Preßbehälter trat, so daß bei größeren Motoren alles 
rasch vereist. Um diesem Umstand zu begegnen, wird die Druckluft vor dem 
Eintritt in die Kraftmaschine mittelst kleiner Ofen vorgewärmt. Dies hat 
den Vorteil, daß ihre Spannung, d. h. ihre Arbeitskraft eine größere wird. 
Unter Umständen ist es aber wünschenswert, gerade diese Kaltluft 
praktisch zu verwerten. Dies geschieht denn auch mit dem besten Erfolg, 
um Gefrorenes oder Eiswasser herzustellen oder in Kellern und Speise— 
kammern von Gasthöfen eine niedrige Temperatur zu erhalten. Man richtet 
zu diesem Zweck sogenannte Kältekammern ein, zwischen deren Wänden die 
Kaltluft zirkuliert. Da sie mit mindestens 259 Kälte einströmt, so werden 
diese Kammern stets auf einer Temperatur von 8—10 Grad unter Null 
erhalten. Fleischwaren lassen sich unter diesen Umständen lange Zeit vor 
dem Verderben schützen, und Leichen können zu gerichtlichen Zwecken monate— 
lang in unverändertem Zustand erhalten werden. 
Neben der Verwendung zum Betrieb von Maschinen dient die Kraft 
der Druckluft auch noch zum Betrieb von Aufzügen in großen Gebäuden, 
zum Heben von Wasser aus Brunnen, von Wein und Bier aus den Kellern 
in die Schankräume, zu Feuerlöschzwecken u. s. w., ja in Paris werden 
Tausende öffentlicher und privater Uhren durch Druckluft in Gang gesetzt. 
Abgesehen von ihrer Arbeitskraft ist die Luft selbst verwendbar zur 
Ventilation von Wohn- und Arbeitsräumen, Gärkellern, für Lötrohre und 
Gebläse und zur Beleuchtung mit Ol und Petroleum. Im letzteren Fall 
leitet man durch den Rundbrenner einen Luftstrom, wodurch ohne Glas— 
zylinder eine vollständige Verbrennung stattfindet und eine gute Beleuch— 
tung erzielt wird. Die Druckluft hat sich endlich auch in den Dienst der 
elektrischen Beleuchtung gestellt, indem sie die Dynamomaschinen treibt. In 
dieser Weise werden in den oben genannten Städten Tausende von Glüh— 
lampen und Bogenlichtern zur Beleuchtung von Straßen und Gebäuden bedient. 
Dazu kommt noch, daß auch bereits vorhandene Dampfmaschinen sich 
zum Betrieb mit Druckluft einrichten lassen, da in diesem Fall nur der 
Dampfkessel überflüssig wird. Natürlich bietet der Luftmotor auch bei 
größeren industriellen Betrieben Vorteile vor der Dampfmaschine, weil durch 
Wegfall des Kessels Raum gespart wird, Rauch, Schmutz, Hitze und alle 
Gefahr ausgeschlossen ist und die Betriebskosten geringer werden. Wird 
ja doch in den meisten Fällen die Dampfmaschine nur kurze Zeit des Tages 
auf ihre volle Leistung beansprucht, während sie die hierfür erforderliche 
Größe und Kesselstärke haben muß.
	        
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