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zieht, wird die Sonne für die beschattete Gegend verdeckt, es ent-
steht eine teilweise oder vollständige Sonnenfinsternis. Wenn der
zwischen Sonne und Erde tretende Mond in seiner Erdferne die
Erde mit seinem Schatten nicht wirklich berührt, so nimmt die
Sonnenfinsternis eine ringförmige Gestalt an. Wenn dagegen die
Erde in ihrer gröbten Sonnenferne und der Mond in seiner DPrdnähe
steht, so hat der Mond einen scheinbar gröberen Durchmesser als die
Sonne und mub daher für den Teil der Erde, welchen er berührt,
eine vollständige (totale) Sonnenfinetemis bewirken.
Lãge die Mondbahn mit der Erdbahn in gleicher Ebene, s0
mũshte regelmãbig zur Zeit des Vollmonde- eine Mondfinsternis ein-—
treten. Da aber die Ebene der Mondbabn die Ebene der Erdbahn
schneidet, so ziehen die meisten Vollmonde über oder unter dem
Erdschatten hin und ebenso di— Neumonde über oder unter der
Sonne. Nur dann, wvann der Mond zur Zoeit des Voll- oder Neu-
mondes in einen Knoten der Bannebenen (oder in dessen Nahe) tritt,
kann eine Mond- oder Sonnenfinsternis entstehen.
Wãre die Lage dieser Durchschnittspunkte fest, so würden die
Finsternisse in begtimmten Zeitabschnitten regelmãsbig wiederkehren,
da aber dio Knoten beständig fortrücken, so fordert dio Vorausbe
rechnung der Finsternisse einè genaue Berücksichtigung der Knoten-
bewegung.
Die Knoten der Mondbahn nehmen nach 18 Jahren, 218 Tagen,
21 Stunden, 238/, Minuten ihren früheren Standpunkt wieder vin,
Bestimmt man nun mit Hilfo der astronomischen Tafeln genau die
Augenblicke des Eintritts der Voll oder N eumonde und berechnet,
ob der Abstand des Mondes zu dieser Zeit von der Erdbahn kleinenr
als der Halbmesser der Sonnenscheibe ist, so findet man die Zeit
des Eintritts der Mond- oder Sonnenfinsternis. Im allgemeinen er—
eignen sich innerhalb 19 Jahren 70 Finsternisse, 28 am Monde und
41 an der Sonne, in einem Jahbre aber niemals mehr als 7 und niß
weniger als 2.
Da indessen die Mondfinsternisse stots gleichzeitig auf der ganzen
Erdhãlfte erscheinen, welche dem Vollmond zugekehrt ist, wãhrend
die Sonnenfinsternisse höchstens nur den sechsten Teil der Erdhàlfte
treffen, über welche die Schattenspitze des Mondes hinstreift, so
können für einen bestimmten Ort der Erde oft Jahrhunderte ver
gehen, ehe ihm einmal eine volle Sonnenfinsternis erscheint.
Das nördliche Deutschland erlebte 2. B. am 19. August 1887
die ersto und einzige totalo Sonnenfingtorni— des 19. Jahrhundoerts;
am 28. Mai 1900 hatte Portugal und Spanien Gelegenheit, eine totale
Sonnenfinsternis zu beobachten. Di— größtmögliche Dauer einer totalen
Sonnenfinsternis für einen bestimmten Ort beträgt nicht ganz 5 Minuten.
Nach A. N. Böhner.
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