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ist. Ja gerade in diesen Erdräumen wirkt der Wind am erfolg-
reichsten, da hier keine Vegetation den Boden schützend bedeckt
und zugleich die Gewalt des über die Erdoberfläche streichenden
Luftzuges hemmt. Verhältnismäßig gering ist seine Arbeits-
leistung hingegen in Kulturgegenden, wo der lockere Boden meist
von einer Pflanzendecke überzogen ist, die ihn vor der Fortführung
durch den Wind ebenso schützt, wie Schnee- und Eismassen, die
ihn überlagern, oder wie Feuchtigkeit, die seine Teile zusammen-
hält. Weil aber die wiffenschaftliche Beobachtung die Wüsten
und Steppen erst ziemlich spät berücksichtigte, darum hat mau
auch erst verhältnismäßig spät erkannt, welche große Bedeutung
der umgestaltenden Wirkung des Windes, die man unter der
Bezeichnung Deflation zusammenfaßt, beizulegen ist.
Der Wind arbeitet aber nicht nur durch die Fortschaffung
lockeren Bodens (Ablation*') an der Umformung der Erdober-
fläche, sondern er zerstört durch Korrosion auch feste Gesteiue und
schafft durch Ablagerung und Zusammenhäufung des fortgeführten
Materials neue Formen.
a. Die zerstörende Tätigkeit des Windes. Die Zertrümmerung
der Gesteine durch Windwirkung geschieht namentlich dadurch,
daß die vorn Winde über den Boden hinweggetragenen oder aus
der Bodeusläche fortgerollten Sandkörner durch Reibung anein-
ander oder an der festen Unterlage bezw. an dem Gestein, gegen
das sie geweht werden, sich immer mehr abschleifen und verkleinern.
Dabei werden alle nicht aus Quarz bestehenden Teilchen zu
Staub zerrieben und von dein zurückbleibenden reinen Quarzsande
getrennt. Größere Geröllstücke und feste Felsen erleiden durch
den wieder und wieder gegen sie getriebenen Sand mit der Zeit eine er-
hebliche Abnutzung und werden zuletzt — unter Mitwirkung der
Verwitterung — in immer kleinere Blöcke und Körner zerfegt.**)
^ Nicht unwichtig ist dabei der Umstand, daß die dnrch das
Sandgebläse losgetrennten Gesteinsteilchen sosort entfernt werden,
so daß der Windwirkung stets neue Flächen zmn Angriff sich dar-
bieten. Auf diese Weise werden die ungeheuren Sandmasseu der
Wüsten erzeugt, die z. B. in der westlichen Sahara nicht vom
Strande des^ Atlantischen Ozeans landeinwärts geführt sein
können, da die dort herrschenden Passate westwärts zum Meere
hiu streichen.
b. Die aufbauende Tätigkeit des Windes.
1. Dünen. Der Wind schafft dnrch die Ablagerung des
fortgeführten Gesteinsmaterials neue Formen der Erdoberfläche.
Während die feinsten, nicht aus Quarz bestehenden Gesteins-
trümmer als Staub vom Winde in oft große Höhen hinauf¬
*) Von lat. ablatio, Wegnahme, Entfernung.
**) Es sei daran erinnert, daß die Fensterscheiben von Häusern, die in
der Rühe von Dünen oder Sandseldern liegen, mit der Zeit blind werden,
weil der gegen sie gewehte Sand sogar von dem harten Glase kleine
Stückchen abschlägt.