Dort ist ein Fluß, der aus seinem Bette tritt; dann wird das
ganze Land zu Schlamm. Man geht in Schlamm und ißt
Frösche.“
,.0!“ sagten alle Jungen.
„Ja ! dort ist es herrlich ! Man tut den ganzen Tag nichts
anderes als essen; und während wir es dort so gut haben, ist
in diesem Lande hier nicht ein grünes Blatt auf den Bäumen;
hier ist es so kalt, daß die Wolken in Stücke frieren und in
kleinen, weißen Lappen herunterfallen!“ Es war der Schnee,
den sie meinte, aber sie konnte es ja nicht anders erklären.
„Frieren dann auch die unartigen Knaben in Stücke?“
fragten die jungen Störche. „Nein, in Stücke frieren sie
nicht; aber sie sind nahe daran und müssen in der dunklen
Stube sitzen und duckmäusern. Ihr könnt dagegen in
fremden Ländern umherfliegen, wo es Blumen und warmen
Sonnenschein gibt.“ —
3.
Nun war schon einige Zeit verstrichen, und die Jungen
waren so groß geworden, daß sie im Neste aufrecht stehen
und weit umher sehen konnten, und der Storchenvater kam
jeden Tag mit schönen Fröschen, kleinen Schlangen und
allen Storchleckereien, die er finden konnte. 0, das sah
lustig aus, wie er ihnen Kunststücke vormachte! Den Kopf
legte er ganz zurück bis auf den Schwanz; mit dem Schnabel
klapperte er, als wäre es eine kleine Knarre, und dann er¬
zählte er ihnen Geschichten, alle vom Sumpfe.
„Hört, nun müßt ihr fliegen lernen!“ sagte eines Tages
die Storchmutter, und dann mußten alle vier Jungen hinaus
auf den Dachfirst. (), wie sie schwankten, wie sie mit den
Flügeln balancierten; und doch waren sie nahe daran,
herunter zu fallen! „Seht nur auf mich!“ sagte die Mutter.
„So müßt ihr den Kopf halten ! So müßt ihr die Füße stellen !
Eins, zwei! Eins, zwei! Das ist es, was euch in der Welt