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Römische Geschichte.
I. Die Königszeit (Vorgeschichte und Sage).
1 Italien ist die mittlere ber brei Halbinseln, welche bem Rumpf
G-o- von Europa süblich vorgelagert sind. Sie wirb gebilbet burch bie
B"?e von den Westalpen nach Süden sich verzweigenden Gebirge. Der
3t0hen' Apennin streicht zunächst in südöstlicher Richtung zwischen demTyrrhe-
nischen und Adriatischen Meere, näher an das letztere herantretend, und
erhält seine höchste, kaum zur ewigen Schneegrenze reichende Erhebung
in den Abruzzen. Von hier setzt sich das Gebirge in südlicher
Richtung fort, anfangs einfettig und von beträchtlicher Höhe; nach
einer Einsattelung spaltet es sich in einen flacheren südöstlichen und
einen steileren südlichen Höhenzug und schließt ein beiden Stellen mit
der Bildung zweier schmaler Halbinseln ab. Das nördlich zwischen
Alpen und Apennin bis zu den Abruzzen sich ausbreitende Flachland
gehört geographisch und bis zum 2. Jahrhundert v. Chr. auch historisch
nicht zu der Apenninhalbinsel; die alte Nordgrenze Italiens
bildet der Apennin. Er steigt weder im Osten noch im Westen
in steiler Kette empor; vielmehr bildet er viele, durch mäßige Pässe
verbundene Hochebenen und Thäler und gestattet dem Menschen ver-
Hältnismäßig leichte Anstellung. Nur an der Ostküste, deren nördliche
Teile Umbrien und Picenum bilden, dehnt sich, bloß von dem insel-
artig aussteigenden MonteGargano (Garganus) unterbrochen, die
einförmige Ebene von Apnlien mit wenig entwickelter Küsten- und
Strombildung aus; schon die Südküste von Kalabrien und Brut-
tium zeigt eine ausgedehnte Niederung, die zwar hafenarm, aber
reich bewässert und sruchtbar ist. Auf der Westküste vollends tritt
Lucanien ausgenommen — das Gebirge weit zurück und er-
möglicht hier meist infolge des Waldreichtums die Bildung weit
bedeutenderer Wafferläufe (Arno, Tiber mit Teverone, Nera, Garigliano,
Volturno), welche ein breites in mannigfaltigster Thal- und Hügel-.
Hafen- und Jnselbildung entwickeltes Land durchschneiden. Die hier
liegenden Landschaften Etrnrien, La tium und Kampanien
bilden den Kern des italischen Landes, zu dem geschichtlich und
geographisch auch die schönste und größte Insel des Mittelmeeres,
Sizilien, gehört. Das gebirgige und öde Innere derselben ist mit
einem breiten Saume des herrlichsten, großenteils vulkanischen Küsten¬
landes umgürtet.
Die italische Halbinsel teilt mit der griechischen die gemäßigte