haben. Hnbere hat man wieder neu aufgerichtet, wie Schloß Stolzenfels
bei Koblenz, Schloß Burg an der Wupper, Burg Tochem an der Mosel und
andere. Über die meisten stehen trüb und traurig als Buinen da,' ihre
glänzenden Gemächer sind zerschlagen oder zerfallen, die Tore mit Schutt
und Gesträuch versperrt, die Fensterhöhlen offen, die hohen Türme
sind zerbröckelt. Manche Burgen sind auch ganz von der Erde ver¬
schwunden, und Tannen wurzeln auf ihrem Grunde.
Buf den Burgen wohnten einst mächtige Bitter. Da tönte Sang
und Klang in den hohen Sälen, in den Ställen scharrten die Bosse,
Wasser floß in den Burggräben, Tore und Zugbrücken öffneten und
schlossen sich, ha, was für ein Leben war da! wenn der Wärter auf
dem Turme ins Horn stößt, „Feinde kommen!" schreit es in der Burg.
Da schmettert die Trompete, die Knappen reißen die Gäule aus dem
Stall, auf dem Burghofe stampft's und wiehert's, die Bitter klirren
daher mit schweren Sporen und mächtigem Schwert, in Tisen gekleidet
vom Kops bis zum Fuß. Zu Boß! ruft der Burgherr, und Bitter
und Knappen springen rasselnd in die Sättel' Schwert, Speer und
Schild blitzen im Sonnenschein, Helmbüsche und Fahnen flattern in
der Luft- die Zugbrücke sinkt, schnaubend und stampfend donnert die
Schar hinüber, den Schloßberg hinab, dem Feinde entgegen. — wie
da die Schwerter hauen! Speere zersplittern, Schilde klingen, Blut
fließt, die Bosse bäumen sich, und mancher Beiter sinkt in den Sand.
Und wenn die siegreiche Schar heimkehrt mit gefangenen Feinden,
erbeuteten Bossen, — wie ist da Jubel in der Burg! Bbends bei dem
Mahle werden dann schaurige Geschichten erzählt von dem Kampfe,
und der wein perlt dabei aus großen Bechern, und die Knaben lauschen
aufmerksam hinter den Sitzen der Bitter.
220. Ruine.
Ludwig Bechstein.
1. (Eine graue Burgruine steht im Bbendsonnenglanz,
Tseu webt, der immergrüne, um die Türme seinen Kranz.
2. Und ein Sänger mit der Zither wandelt singend durch das Tor,
die Gestalten kühner Bitter ruft er aus der Gruft hervor.
3. Und der Sage Wunderblüte flicht sich in den Liederstrauß,'
Sonne, Lfeu, Sang und Mythe zaubre jung das alte Haus.