Full text: Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte

§ 193. Rußland. 527 
nobe (Versammlung) setzte und sich selbst die oberste Gewalt 
in geistlichen Angelegenheiten anmaßte. Er starb unter großen 1725. 
Entwürfen. 
582) Peter hatte seinen einzigen Sohn Alex ei hinrichten 
lassen, da dieser den Unzufriedenen versprochen hatte, nach des 
Vaters Tode alle Neuerungen abzuschaffen und die Residenz wie¬ 
der nach Moskau zu verlegen. Alereis ©ohn, der ebenfalls Pe¬ 
ter hieß, sowie feine Töchter uud Nichten wurden übergangen, 
und Peters Gemahlin, Katharina I., übernahm die Regierung, 
führte sie aber nur zwei Jahre. Unter den nächsten Nachfolgern in¬ 
stand die Kaiserin Elisabeth ans der Seite der Maria The- 1,2,‘ 
resia und unterstützte sie gegen Friedrich II. Ihr Neffe 
Peter III. dagegen, mit dem das Hans Holstein-Gottorp 
auf den russischen Thron kam, war ein Bewunderer Friedrichs 
und sein Regierungsantritt rettete Friedrich d. Gr. (s. 496). 
Peter regierte aber nur sechs Monate. Unter Katharina II. los¬ 
wurden die Reformen Peters mit Ernst wieder aufgenommen 17%" 
und namentlich vieles für die Bevölkerung öder Landstriche ge¬ 
than. Die Flotte und das Heer wurden auf eine achtung¬ 
gebietende Höhe gebracht und gegen die Türkei ein langer, 
aber glücklicher Krieg geführt. Die Moldau und die W a- 
lachei wurden erobert, die Krim unter russische Oberhoheit 
gebracht und die türkische Flotte in der Bai von Ts ch es me 
bei Ehios durch russische Brander gänzlich vernichtet. Der Krieg 
hätte mit dem Untergange der Pforte geendet, wenn Preußen 
nicht den Frieden vermittelt und zum Ersatz für die Vorteile, 
welche Rußland entgingen, die Teilung Polens vorgeschlagen 
hätte (s. Nr. 497). 
Anmerkungen. 
1. Alerei I., der Sohn Michael Romanows, hinterließ von seiner 
ersten Gemahlin drei Kinder, eine Tochter Sophie und die Söhne 
Feodor und Iwan. Von der zweiten Gemahlin dagegen war eben¬ 
falls ein Sohn da, Peter, geb. 1672. Nach Alereis' Tode regierte 
Feodor sechs Jahre, 1676—1682. Da er kinderlos starb, wollten die 
russischen Bojaren den schwachsinnigen Iwan übergehen und Peter 
zum Zaren ausrufen, aber die Prinzessin Sophie wußte die Stre¬ 
ichen zu gewinnen, welche in einem Aufstand verlangten, daß Iwan 
proklamiert werde. Da Iwan, der äußerst gutmütig war, bat, man 
möge doch auch seinen Bruder Peter mit ihm regieren lassen, wurden 
beide als Regenten verkündet. Die Prinzessin Sophie wurde bis zur 
Mündigkeit der beiden Regenten Reichsverweserin. Iwan starb schon 
1696. Im Anfange führte Peter ein äußerst sittenloses Leben, was 
Sophie gerne sah, da sie dadurch alle Gewalt in Händen behielt, so 
daß sie sich sogar „S el b st h e rrs ch eri u" nannte. Bald aber gewannen
	        
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